Ane Bruns zweite Sammlung mit Coversongs und unveröffentlichtem Material.
Ane Brun kann sich zu ihrem zehnjährigen Jubiläum als ‚Performing and Recording Artist‘ kaum bremsen und macht sich und ihren Hörern das vorliegende „Geschenk“ in Form einer Doppel-CD. Darauf finden sich, der Titel verrät es bereits, zahlreiche selten gehörte akustische Schmankerln der norwegischen Sängerin. Teils handelt es sich um alternative Versionen ihrer Songs wie „Humming one of your Songs“ von ihrem Debutalbum aus dem Jahre 2003, dem sie hier eine ordentliche stimmliche Prise ‚Soul‘ mitgibt, teils um unveröffentlichte Aufnahmen wie „Fly on the Windscreen“, ein Depeche-Mode-Cover, bei dem Vince Clarke mitwirkt.
Erneut wird die enorme stilistische Bandbreite Bruns deutlich. Die erste CD bietet überwiegend sparsam instrumentierte Titel, darunter eigene Nummern und Coverversionen, denen sie ihren Stempel aufdrückt, auf der zweiten CD darf das Arrangement auch schon mal etwas orchestraler ausfallen. Wer hätte gedacht, dass der alte Eurythmics Song „It’s Alright (Baby’s Coming Back)“ heute noch (oder wieder) zu gefallen vermag? Auf den einen oder anderen Titel („From Me to You“, Lennon/McCartney, „Joga“, Björk) hätte ich persönlich gut verzichten können, bei anderen Titeln („Crawfish“, Elvis) muss der geneigte Hörer wohl selbst entscheiden, ob Ane Bruns Interpretation wirklich etwas entscheidend Neues bietet. Leonhard Cohens „Ain’t no Cure for Love“ ist in Bruns bittersüßer Fassung ein Highlight; die drei Titel von Emmylou Harris („All my Tears“, „Tragedy“, „Orphan Girl“) gewinnen hingegen kaum ein eigenes Gesicht. Und so liegen Licht und Schatten, bravouröse Neuinterpretation und einfaches, fast braves Anknüpfen an Wohlbekanntes in dieser Sammlung eng beieinander.
Brun ist immer dann sehr gut, wenn sie ihre Neigung zum Idyllischen, Schlagerhaften unter Kontrolle hat und sich ganz auf ihre gute Stimme verlässt und auf sparsame Arrangements setzt. Allerdings scheint sie stilistische Bandbreite zu schätzen, was sich aus der Auswahl der von ihr interpretierten Titel mühelos ablesen und heraushören lässt. Wo die Künstlerin also vermutlich aus Mengen unveröffentlichten Materials mühevoll den einen oder anderen Song schweren Herzens streichen musste, sind es für meinen Geschmack auf den beiden CDs schon beinahe zu viele. Ist halt auch nicht jede musikalische Vorlage, die sie hier verwendet, eine Perle. Weil „Rarities“ aber stellenweise intensiven Hörgenuss bietet, sollte man dennoch zugreifen und das Ganze einfach wirken lassen.
→ Ane Brun „Songs 2003-2013“ auf blog.schallplattenmann.de
→ Offizielle Website von Ane Brun
(Foto: Lautstark)