Thea Hjelmeland „Oh, the Third..“

[amazon_image id=“B00FYBBYEG“ link=“true“ target=“_blank“ size=“medium“ class=“alignleft“]Thea Hjelmeland „Oh, the Third..“[/amazon_image] Leicht angeschrägtes Debüt einer jungen Norwegerin.

„Oh, the Third..“ (Ja, mit zwei Pünktchen, nicht drei. Anm. d. Red) ist nicht, wie der Titel der CD vermuten lässt, die dritte Veröffentlichung der 25 Jahre jungen Norwegerin, sondern ihr bereits 2012 aufgenommenes Debüt. Wer jetzt bei Norwegen an die hoffentlich unsinkbare Wencke Myhre denkt, die kurzzeitig als Poster über meinem Bett hing (ich war jung und die Mädchen aus der Nachbarschaft kamen Frauen wie Wencke einfach nicht an), geht nicht völlig fehl, obwohl natürlich Jahrzehnte und Welten zwischen beiden liegen. Beides Norwegerinnen, beides bemerkenswerte Sängerinnen, aber damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon. Thea Hjelmeland schreibt ihre Songs selbst und spielt dazu unter anderem Gitarre, Mandoline oder Klavier. Auch die hauptsächlich akustischen Arrangements stammen aus ihrer Feder.

Was erwartet den Hörer? Neun eher kurze Titel, die ein breites stilistisches Spektrum abschreiten, das von ruhigen, verträumten Nummern („Boredom“) über jazzige Songs („I Need“, „Candyman“) bis zu gemäßigtem Artpop („Perfume“) mit Kate-Bush-Referenzen reicht. Thea Hjelmeland beeindruckt vor allem mit stimmlicher Flexibilität. Scheinbar mühelos wechselt sie von klarer Kopfstimme bis in ein tiefes, geradezu lasziv gefärbtes Timbre.

Ihr variabler Gesang bildet die Klammer, die das Spektrum der hier verarbeiteten musikalischen Einflüsse verbindet. Wer nun jedoch Vokalakrobatik erwartet, wird gleichzeitig bedient und enttäuscht, denn Thea Hjelmeland betreibt keine Leistungsschau, vielmehr ist sie um die jeweils passende Atmosphäre für den Song bemüht. Musikalisch geht es der Norwegerin auf ihrem Debüt nicht um eine klare stilistische Einordnung oder gar um einen unverwechselbaren ‚Sound‘, sie zelebriert die Abwechslung.

Auf ihrer Website definiert sie ihre Musik als ›akustischen Pop mit melancholischem Einschlag, bei dem das Zentrum der Musik die Stimme bildet‹. Und dieses Konzept lässt einige Deutungen zu, wie im Verlauf von „Oh, the Third..“ klar wird. Konsequenterweise mag der eine oder andere Hörer einen musikalischen ‚roten Faden‘ vermissen. Das muss allerdings kein Nachteil sein, wenn man bereit ist, sich auf Überraschungen einzulassen.

Es ist mit diesem Album ein bisschen wie mit den Wundertüten aus jenen Zeiten, als Wencke Myrhe ihre großen Erfolge feierte: Wenn man sein Taschengeld in eine solch eine Überraschung investierte, wusste man auch nie, was man bekommt. Hier erwartet den Hörer das Album einer vielversprechenden Musikerin, die ihre eigene, unverwechselbare musikalische Signatur noch finden wird – oder darauf zugunsten einer stilistischen Bandbreite dauerhaft verzichtet.

„Oh, the Third..“ ist kein vollendetes Pop-Universum, sondern eher eines, das in der Entstehung ist: Mal schrill, mal schön, aber immer in Bewegung und damit lebendig. „Welcome to my World“ wäre auch ein passender Titel gewesen: Mehrfaches Anhören lohnt sich.

Tipp der Red.: Das gesamte Album kann man derzeit auf ihrer Soundcloud-Page streamen.

Homepage von Thea Hjelmeland

Soundcloud-Page von Thea Hjelmeland

(Bild: theahjelmeland.com)