Zwei Götter der elektronischen Musik haben vom Olymp ihrer musikalischen Meriten herab ein gemeinsames Pop-Album veröffentlicht.
„Someday World“ ist – Überraschung! – recht eingängig geworden, gut zu hören und durchaus von heiterer Abgeklärtheit und Gelassenheit geprägt. Und das will etwas heißen bei den beiden Herren und ihrem musikalischen Output.
Auffällig ist, dass der ‚Underworld‘-Einfluss weitaus geringer ist als jener von Eno selbst. Karl Hyde, unter anderem Sänger eben jener Band, überlässt dem Älteren also den Vortritt. Ist das auch gut so? Wenn man ein Pop-Album haben möchte, bei dem Songs im Vordergrund stehen und keine Ambient- oder Dancefloorsounds, ist man auf alle Fälle schon mal gut bedient. Ergänzt wird dies durch ein solides rhythmisches Gerüst, das stets präsent ist, aber nicht in den Vordergrund drängt.
Ob es sich dabei tatsächlich um Polyrhythmen handelt und ob diese gar von Steve Reich und Fela Kuti inspiriert sind oder eher ‚Black Music‘ in ihrer ganzen Vielfalt den Takt beeinflusst, ist vielleicht weniger von Belang, aber es pluggert, trommelt und schnarrt vernehmlich auf den neun Songs, ohne jedoch den Gesang – der zumeist von Hyde und gelegentlich von Eno kommt – und die Soloinstrumente zu überdecken.
Wann hat Eno eigentlich zuletzt selbst ins Mikro gesungen? Mir fallen da vor allem die frühen Sachen ein wie „Here He Comes“ oder das charmante „I’ll Come Running“. Musikalisch zeigt sich folgerichtig auch eine gewisse Nähe zum eigenen frühen Schaffen.
Ganzgott blickt auf eine lange kreative Periode zurück und dabei fiel sein Blick augenscheinlich voller Wohlgefallen auf den jüngeren Eno. Bei dieser Gelegenheit entsann er sich wohl der Bekanntschaft mit Andy Mackay, der zum Kreis der Mitstreiter auf „Someday World“ gehört, wenngleich er dort keinen besonderen Eindruck hinterlassen hat.
Das erste Ergebnis der gemeinsamen Zusammenarbeit, dem demnächst schon der zweite Streich folgt, ist, wie in vielen Fällen bei erfahrenen und etablierten Musikern, keine tatsächliche oder vermeintliche Neu-Erfindung des Rads, auch kein reiner Rückblick, sondern eine Art solider Status-Quo-Bericht.Das Prädikat ‚Ganz nett‘ ist dafür zuwenig, ‚großartig‘ zuviel. „Someday World“ liegt irgendwo dazwischen und ermöglicht, beim empfehlenswerten Wiederhören die eine oder andere Nuance herauszuhören und auch neue Facetten zu entdecken. Vergangenes und Gegenwärtiges werden auf angenehme und gut hörbare Weise vermengt. Was will man mehr?