Bob Mould „Beauty & Ruin“

Bob Mould Angenehm rückwärtsgewandt

Man solle doch seine Freunde von früher auf dem Festnetz anrufen, forderte ein Kollege seine Leser auf, nachdem ihn das aktuelle Album von Echo & The Bunnymen an das gute alte Gestern erinnerte. Wenn keiner mehr drangeht, bietet sich „Beauty & Ruin“ zum Weiterhören an. Zwar gibt es die aus dem gleichen Zeitalter wie Echo & The Bunnymen stammenden Hüsker Dü längst nicht mehr aber Bob Mould, der sich damals mit Grant Hart das Songwriting teilte, ist nach wie vor unermüdlich – und auf „Beauty & Ruin“ deutlich rückwärtsgewandt.

Keine Frage, wer Bands wie den Pixies und Nirvana den Weg bereitet hat, darf das. Und dass man sich als Mittfünfziger im Angesicht des Bewusstseins der eigenen Mortalität ein wenig aufbäumt und jugendliche Frische herbeischrammelt, ist weder verwunderlich noch verwerflich.
Jetzt klingt Bob Mould also auch ohne die alten Mitstreiter (aber in der seit einigen Jahren bewährten Begleitung von Jason Narducy und Jon Wurster) wieder wie Hüsker Dü. Ob „I Don’t Know You Anymore“ oder „The War“ – Bob Mould ist melodiös und rau wie damals, als er die heftige Destruktivität des Punk aufgriff und mit eingängigen Melodien in harte, treibende Songs transformierte. Das entfaltet auch heute noch seine Wirkung, obwohl ihm die Energie fehlt, das ein ganzes Album lang durchzuhalten. Doch für schwache Songs wie „Forgiveness“ entschädigen solche wie das mit einem guten Schuss Neil Young aufgepeppte „Low Season“.

Und so hören wir auf „Beauty & Ruin“ nicht nur den Haudegen, der Bands wie den Foo Fighters und den Babes in Toyland den Weg gewiesen hat, mit „Low Season“ oder dem – leider schwachen, an The Clash erinnernden – „Let The Beauty Be“ verweist er auch auf die möglichen eigenen Wurzeln.

Bisherige Rezensionen zu Bob Mould auf schallplattenmann.de

Offizielle Homepage von Bob Mould

(Foto: Cargo Records)