Dass in einem derart kleinen Land wie Liechtenstein so viele Portugiesen wohnen, ist die erste Überraschung des Abends. Geschätzt die Hälfte der Besucher im fast ausverkauften SAL wollen von Ana Moura ihre Sehnsucht nach der Heimat gestillt bekommen. Das passt – denn Sehnsucht ist eines der Grundthemen des Fados, und das andere die Saudade, eine besondere Art der Traurigkeit oder Wehmut. Ana Moura, deren letztes Album „Desfado“ an die Spitze der portugiesischen Verkaufscharts stieg und sich wochenlang in den Top Ten hielt, sollte diesem Verlangen leicht gerecht werden können.
Mit ihrem 2012 erschienenen Album wurde Ana Moura von ihrem Produzenten Larry Klein ein wenig vom Fado weggeholt – das drückt sich auch im Albumtitel „Desfado“ aus, was etwa als Nicht-Fado übersetzt werden kann –, indem er ihrer Musik eine jazzige Komponente verpasste. Dementsprechend ergänzt sie auch im Konzert das traditionelle Fado-Trio (Guitarre Portugues, klassische Gitarre und Bass) um Schlagzeug und Keyboard. Doch auch wenn der Schlagzeuger und Perkussionist Mário Costa variantenreich klöppelt und Keyboarder João Gomes sein E-Piano für ein Solo auch mal das Register für die Klangfarbe Hammondorgel zieht, vermitteln sich weder Saudade noch Originalität und Eigenständigkeit.
Der Grund dafür mag auch technischer Natur sein: Die Stimme von Ana Moura wirkt durchweg wie durch einen Kompressor geschleift. Das drückt sie zwar nach vorne, lässt sie aber auch eindimensional wirken. Und die subtilen Stellen werden so auch nicht gefühlvoller. Die Band wiederum klingt nicht deswegen druckvoll, weil sie so forciert spielt, sondern weil sie der Verstärker pusht.
Dass Ana Moura bei jedem Stück im Zweivierteltakt zum heftigen Mitklatschen einlädt und so der Show praktisch von Beginn an eine Komponente billiger Unterhaltung verleiht, macht die Sache nicht besser. Wenn Ângelo Freire an der Portugiesischen Gitarre am Ende des letzten Stückes den Refrain des mittlerweile zum Gassenhauer gewordene „Guantanamera“ einflicht, verdeutlicht er nur zu gut den Geist des Abends. Denn dass das eng mit der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung verbundene Lied aus politischem Impetus platziert worden sein soll, ist kaum zu glauben.
(Foto: TheNoise)