The Slow Show „White Water“

TSS_white_water_artworkNicht fürs Frühlingserwachen: langsame Songs mit melancholichen Texten und zu vielen Geigen.

Sind The Slow Show aus Manchester das nächste grosse Ding? Jedenfalls scheuen sie auf ihrem Debüt „White Water“ weder die große Geste, noch haben sie Angst vor Pathos. Der Eingangssong, „Dresden“, fängt sehr getragen und etwas pompös an. Solcherart eingestimmt geht es auf dem ganzen Album mit der Exploration tiefer Gefühle um Tod und den Sinn des Lebens weiter. Rob Goodwins Bariton erinnert entfernt an die Stimme Kurt Wagners (Lambchop)), das Tempo ist – Nomen est Omen – zurückgenommen, und man kann sich durchaus fragen, weshalb die Jungs dieses Album nicht im Herbst veröffentlicht haben. Mussten sie sich überdies nach einem Song der Amis von The National benennen? Und ist das eine Hommage oder ein ironisches Zitat? Eigentlich ist die Antwort auf diese Fragen zweitrangig. Schwerer wiegt, daß die Songs auf „White Water“ stellenweise von der orchestralen Begleitung, den Chören und dem Wall of Sound beinahe erdrückt werden. Ginge das nicht auch ein wenig leichter und luftiger? Selbst auf Titeln wie „Paint you like a Rose“, das mit seinen  romantischen Reminiszenzen wie für den Lenz geschrieben sein könnte, dominiert nicht jugendlicher Überschwang, sondern postadoleszenter Weltschmerz. Das ist schön, das wirkt tiefsinnig und passt gut zum eisigen Märzwetter, denn selten wärmte mit Schönklang vermengte Melancholie so innig wie auf „White Water“. Da sieht man schon mal davon ab, daß die Bläser dicke Backen machen, die Geigen unausgesetzt schluchzen und der Sänger mit der üppigen Orchstrierung um die Wette schmachtet. Klar, daß dabei manches Jungmädchenauge ein Tränchen vergiesst oder die hippe Brille sensibler Jungmannen vor Empathie beschlägt. Schön, schwermütig, aber letztlich doch ein bißchen zu viel der in Klänge umgesetzten schwermütigen Empfindungen.