Klone „Here Comes The Sun“

klone cover Für Freunde härterer Gitarrenklänge mit einem Sinn für Melodien.

Ist dies der Ort für Geständnisse? Dann bekenne ich, daß mir die zahlreichen Verzweigungen und Verästelungen des Metal-Genres beinahe wie ein Dschungel erscheinen. Das stört beim Hören des neuesten, mittlerweile sechsten Albums der Franzosen nicht wirklich. Schließlich feiern Klone – metaphorisch betrachtet – nicht den dunklen Schatten des Regenwaldes oder einer Fantasy-Zwischenwelt. Sie begrüßen den offenbar nahen Sonnenaufgang: „Here Comes The Sun“. Allerdings verharrren die Musiker auf dem Cover noch in der Dunkelheit, und auch die Texte der neun Eigenkompositionen formulieren eher Erwartungen als Gewißheiten.
In den nunmehr zwölf Jahren ihres Bestehens hat sich die Band von einer epigonalen Metal-Combo zu einer originellen, vielseitigen Band entwickelt. Selbst Jazzrock-Zitate finden ihren Platz im musikalischem Universum von Klone, etwa im kurzen Instrumental „Gleaming“, und sogar eine Version des Evergreens „Summertime“ von George Gershwin. Diese reduzierte Fassung zeigt aber, getreu der vorherrschenden Stimmung des Albums, daß neben dem fröhlichen Licht des Sommers auch mancher Schatten vorhanden ist.
Der erste Titel, „Immersion“, also das spirituelle Eintauchen oder Versenken, erinnert mit seinem klaren, leicht verhallten Gesang von Yann Lingner und der echoverwehten Gitarre von Guillaume Bernard beinahe an die ätherisch-melancholischen New-Wave-Sounds der frühen Achtziger. Dann setzt aber ein ernergisches Schlagzeug ein, das den Rhythmus erdet. Schließlich wird es mit Saxophon und Synthiesizern beinahe symphonisch. Wuchtige Riffs treffen auf Melodien, dazu Songtexte, die alles und nichts bedeuten können und vage Melancholie artikulieren.
Kline entwickeln einen sehr eigenen Sound und Stil, der obendrein clever gemacht ist. Denn immer wenn man denkt, alles schon einmal gehört zu haben, kommt wieder eine neue Idee, ein weiterer vertrackter Rhythmus und der nächste ausgetüftelte Song. Anspieltipp ist „The Drifter“, in dem die Qualitäten des Sextetts deutlich und fokussiert erscheinen. Die Metal-Fans, schließlich will man die Wurzeln nicht vollständig kappen, kommen dafür in „Grim Dance“ auf ihre Kosten. Wermutstropfen: Nicht jede musikalische Idee von Klone zündet , mancher Effekt wird ein wenig zu oft eingesetzt, etwa wenn sich  Frontmann Yann Lingner zu vordergründig im Mix zwischen scheinbar ziellosem Hymnus und anlaßloser Trauer bewegt.