Madame Baheux, 13.11.2015, Spielboden, Dornbirn (A)

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Drei der fünf Musikerinnen von Madame Baheux repräsentieren den neuen österreichischen Vielvölkerstaat, dessen Bewohner traditionellerweise aus den Balkanstaaten kommen. Dank ihnen schreiben Madame Baheux die heimatlichen Folklore mit ihren eigenen Mitteln fort – und diese sind durchaus stattlich. Denn in der Gruppe treffen nicht nur unterschiedliche Charaktere aufeinander, sondern auch musikalische Expertise und Erfahrung.
Schon der Name der Gruppe signalisiert, dass sich die Musikerinnen nicht nur damenhaft benehmen, sondern auch einen ganz schönen Wirbel (Wienerisch: Bahö) veranstalten können. Trotzdem braucht das Quintett eine ganze Weile, um auf Touren zu kommen. Dass die erst akademisch klingende Balkan-Hausmannskost mit jazzigen Zutaten dann doch noch mitreißend wird, liegt vor allem an der Sängerin und Violinistin Jelena Popržan. Diese führt nicht nur eigenwillig durch das Programm und begeistert besonders, wenn sie im Stil der bulgarischen Vokaltradition singt und wie beim Jodeln zwischen Brust- und Falsettstimme wechselt.
Madame Baheux interpretieren ihre Volksmusik nicht nur auf ihre eigene Art, diese ist auch der Ausgangspunkt zu eigenen Stücken. Und um ihren Integrationsgrad zu beweisen, wie Jelena Popržan einem Stück verschmitzt vorwegschickt, singen sie beispielsweise auch ein Lied in einem Wiener Fantasiedialekt. Dass dieser naturgemäß kaum zu verstehen ist, tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Dieses wird sogar noch gesteigert, weil sie unüberhörbar die ausländerfeindliche Politik aufs Korn nehmen. So glänzen sie immer wieder mit der Verve, die man bei manchen, etwas verkopft erscheinenden Stücken vermisst. Andererseits: Humpta-Balkanbands gibt es ohnehin schon genügend.

Offizielle Homepage von Madame Baheux

(Foto: TheNoise)