The Klezmatics, 12.8.2017, Freudenhaus, Lustenau (A)

„Ich bedanke mich beim großartigen Lustenau Yiddish Choir“, beginnt Trompeter Frank London eine seiner kurzen Ansagen, nachdem das Publikum zum wiederholten Mal der Aufforderung zum Mitsingen nachgekommen war. Bei den meisten Bands ist der Einbezug des Publikums nicht mehr als eine billige Masche, mit der sie Gemeinsamkeit und gute Laune herstellen. In der jüdischen Musikkultur gehört das jedoch ebenso zur Tradition wie das unerschöpflich erscheinende Repertoire an fröhlichen Liedern. Diese – und auch einige melancholische – finden die Klezmatics in Katalonien genauso wie in der Ukraine. Und sie schöpfen nicht nur aus dem Fundus der jüdischen Kultur, sondern steuern auch „Gonna get through this world“ aus dem Album „Wonder Wheel“ bei, für das sie unbekannte Woodie-Guthrie-Texte vertont haben.

Auch wenn die New Yorker Band auf überwiegend leichtfüßiges Liedgut setzt, werden sie nicht belanglos – inhaltlich genauso wenig wie musikalisch. Ihre überwiegend eingängige Kost wird mit jazzigen Intermezzi, mitreißenden Soli (für die vor allem Trompeter London und Saxophonist Matt Darriau verantwortlich zeichnen) und den originellen, aber immer subtil agierenden Schlagzeuger Richie Barshay aufgewertet. Zymbal und die bulgarische Flöte Kaval sorgen dafür, dass innerhalb eines Stücks erst die Sonne über der Puszta aufgeht, dann der nasale Klang der Kaval an den Orient erinnert und das Ganze schließlich als Klagelied endet. Garniert wird das üppig gewürzte Potpourri mit einer guten Portion Freiheitsgeist, der keineswegs indoktrinierend, sondern mit lebensbejahender Fröhlichkeit einhergeht. So kommen alle auf ihre Kosten, die unterhalten werden und mitsingen möchten, während auch die nicht zu kurz kommen, die musikalische Brillanz höher gewichten und sich lieber an Frank Londons Volten an der Trompete oder dem einen oder anderen geschmackvollen Basslick delektieren möchten.

Bisherige Rezensionen zu The Klezmatics auf schallplattenmann.de

Offizielle Homepage von The Klezmatics

(Foto: TheNoise)