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Guz „Der beste Freund des Menschen“

guz_beste_freund[rating=3] General Guz befreit Pyongyang: Willkommen in Hassloch

Diplomatische Bemühungen reichen nicht, um Nordkorea zu befreien. Das schafft nur General Guz, der zwar mit Pauken, aber ganz ohne Fanfaren in der nordkoreanischen Hauptstadt einreitet. Seine Eroberungshymne, „General Guz befreit Pyongyang „, ist ein Instrumentalstück mit Rock’n’Roll-Schlagzeug und Italo-Western-Trompete. Sie wirkt ein wenig wie die Erkennungsmelodie einer Kinder-TV-Serie – mit einem Diktator, der so lächerlich ist wie die Daltons, und einem General der sich selbstironisch als Mischung aus Rin Tin Tin und Rantanplan sieht.

Guz mischt die Stile, strickt „Hey Jude“ von den Beatles um und fegt im Charleston-Schritt aufs Parkett. Dazu erzählt er seine allltagsbanalen Geschichten („Hassloch“) und ernsten Nonsens („Komm lass uns Drogen nehmen und rumfahr’n“). In seinen scheinbar simplen Liedern steckt wie immer wesentlich mehr als man auf Anhieb erkennt. So konterkariert er die kleinbürgerliche Zufriedenheit, die die hessische Kleinstadt Hassloch ausstrahlt , indem er das Finale des Stücks ironisch-bombastisch aufbauscht. Und wenn er zurückschaut („1984“), macht er das mit einem selbstironisch-spöttischen Blick. »Ich und meine Scheiß-Band – ich hoffe, ihr habt uns nie gehört. Ich wollte nur eine Freundin, doch sie hielt mich für total gestört«, lässt er sein lyrisches Ich über seine ursprüngliche Motivation berichten, die ihn zur Musik geführt hat. (In einem vor vielen Jahren geführten Interview gab er einen anderen, realistischer wirkenden Grund an.)

Wie immer erzählt der Schaffhauser Liedermacher seine Geschichten aus dem Alltag mit liebevoll-sarkastischem Blick. Wiederum hat er die meisten Instrumente selbst eingespielt und sein Stil-Repertoire erweitert. Doch egal, welchen Stil er auch zitiert, es bleibt immer Guz.

Bisherige Rezensionen zu Guz und seiner Band, den Aeronauten auf schallplattenmann.de

Offizielle Homepage von Guz und von den Aeronauten

(Foto: Rookie Records)

Naked in English Class „Selfing“

[rating=3] Alte Songs im Geist von gestern – schräg und poppig

Naked in English Class ist die Coverband von Olifr M. Guz, dem Kopf der Schweizer Indie-Band Aeronauten, der sich auch als Solo-Künstler beträchtliche Meriten verdient hat. Gemeinsam mit Taranja Wu nimmt er sich Songs alter Haudegen vor. Manche, etwa The Sonics, sind nur noch Nischenliebhabern ein Begriff. Von anderen wird der Name durch Coverversionen am Leben erhalten. Das gilt zum Beispiel für Vince Taylor, von dessen „Brand New Cadillac“ viele meinen, er sei von The Clash. Oder „I’m Gonna Find A Cave“: Den Song des US-amerikanischen Sängers und Komponisten James Radcliffe verbindet man mit der britischen Rockband The Sorrows.
Zur Sammlung kommen auch Stücke von Outcasts wie Billy Childish und weitaus bekannteren Künstlern, etwa Iggy Pop und die B52’s.

Das Duo hat also Geschmack und Durchblick – und das Ergebnis ist wesentlich besser, als man es bei einer Band dieses Namens erwartet. „Throw That Beat In The Garbage Can“ (B52’s) wird zur rustikalen Elektropop-Nummer, die auch von den Eurythmics stammen könnte. Auch „Psycho“ (ursprünglich ein Rock’n’Roll-Song von The Sonics) passt mit seinem simplen, treibenden Beat und seinem fröhlichen Gesang in die 80er-Jahre-Elektropop-Schublade, hier allerdings eher im Stil von Les Rita Mitsouko oder Soft Cell. „Gimme Danger“, das Rock-Stück von Iggy Pop & The Stooges, das Naked in English Class schon auf einem früheren Album interpretiert haben, inszenieren sie auch dieses Mal düster und abgründig.
Die Coverversionen von Naked in English Class sind deutlich im Geist von Olifr M.Guz entstanden, dessen Aeronauten seit jeher gerne die Rohheit der Art brut – oder des Punk – mit schmissigen, ‚catchy‘ Melodien verbinden. Insofern ist das Album im doppelten Sinn retro: alte Stücke mit dem noch immer lebendigen Geist von gestern interpretiert.

Bisherige Rezensionen zu Guz auf schallplattenmann.de und im Blog

(Foto: Ikarus Records)