Autor: Salvatore Pichireddu

… und ein frohes neues Jahr

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ein frohes neues Jahr und einen guten Start in ein hoffentlich spannendes Musikjahr.

Der Schallplattenmann ist 2012 in neuer Form zurückgekehrt. Doch das ist nur der erste Schritt gewesen: Das Blog-Team wird sich 2013 um Verstärkung bemühen und will bald schon wieder möglichst viele Facetten der nach wie vor interessanten Musikwelt präsentieren.

Das Leben ist einfach zu kurz für langweilige und schlechte Musik. Auch im neuen Jahr …

Fröhliche Weihnachten

Frohe Weihnachten - Foto mit freundlicher Genehmigung von Petra Schulten

Allen Lesern und Leserinnen des Schallplattenmanns wünscht das gesamte Redaktionsteam fröhliche Weihnachten — natürlich mit hoffentlich viel guter Musik.

(Foto: Petra Schulten)

Download-Sampler von Moonjune Records

moonjune.com

moonjune.comÜberblick über den Moonjune-Katalog als Download: 60 Stücke = 7 Stunden Musik für 1$.

Das New Yorker Label Moonjune, bekannt für seine exzellenten Veröffentlichungen aus dem Bereich Progressive Rock, Canterbury, Jazzrock, Avantgarde etc., hat damit begonnen seinen Katalog zu digitalisieren und ihn – zusätzlich zum bewährten CD-Format – auch als preisgünstige Downloads auf der Download-Plattform bandcamp.com anzubieten.

Deep Purple „Machine Head (40th Anniversary Edition)“

[amazon_image id=“B008S6B48K“ link=“true“ target=“_blank“ size=“medium“ class=“alignleft“]Deep Purple – Machine Head (40th Anniversary[/amazon_image]

Artwork: [rating=1]
Musik: [rating=5]
Klassischer Hardrock: Smoke on the water forever.

Zum dritten Mal erschien vor einigen Wochen der Deep-Purple-Klassiker „Machine Head“ (1972), eines der drei Alben der „Holy Trinity“ des Hardrock (neben Led Zeppelins „IV“ und Black Sabbaths „Paranoid“), als CD – natürlich im neuen Remastering und natürlich rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft.

Fangen wir einmal mit dem Unerfreulichen an: Das Artwork der ’normalen‘ 1-CD-Ausgabe (das Album erscheint auch als üppig ausgestattete [amazon_link id=“B008S6B41C“ target=“_blank“]4-CD+DVD-Box[/amazon_link]) ist geradezu unverschämt schäbig und lieblos gemacht. Wohl ursprünglich als Mini-LP-Cover gedacht, bringt die Miniaturisierung in Wirklichkeit außer unleserlichen Sleeve-Notes und mikroskopischen Fotos keinen echten ästhetischen Gewinn, zumal ein hässlicher schwarzer Balken auf dem Frontcover links verkündet, dass es sich um die „40th Anniversary Edition – Original Album 2012 Remaster“-Ausgabe handelt. Die CD steckt ohne zusätzliche Hülle in der Pappe, ein gefalteter Einleger reproduziert das Original-Textblatt der LP-Ausgabe, natürlich auch entsprechend miniaturisiert und ergo nahezu unleserlich. Für eine derzeit im Normalpreis-Segment angesiedelte CD ist dies schlichtweg dreist. Punkt.

Kommen wir zur Hauptsache, der Musik: Das neue Remastering ist schlichtweg phantastisch geraten, so transparent und tiefgehend, dass man es kaum glauben mag, welche Details man da zu hören bekommt! Die man bei den vorigen Ausgaben (und Roger Glovers 1997er-Remixe waren alles andere als schlecht) bisher nicht hören konnte. Die Instrumente – aber auch die Backing Vocals – kommen nun viel besser zur Geltung, was vor allem Bass und Orgel im Mix präsenter wirken lässt, ohne dass die anderen Instrumente in den Hintergrund gedrängt werden: Mehr Präsenz und mehr Transparenz bedeuten bei solch einem Album definitiv auch mehr Freude beim Hören. Den vertrauten Longplayer, es ist Deep Purples erfolgreichste Veröffentlichung, mit seinen Gassenhauern „Smoke On The Water“, „Highway Star“, „Lazy“ und „Space Truckin'“ kann man so, nach 40 Jahren, wirklich ein Stück weit neu entdecken und dabei feststellen, dass „Machine Head“ immer noch ein gigantisches Stück Rock’n’Roll ist.

Fazit: Ganz gleich welche Ausgabe von „Machine Head“ man zu Hause stehen hat, dieses Remastering sollte sich über kurz oder lang dazu gesellen. Ob man für das grauenvoll umgesetzte Artwork der 1-CD-Version so viel Geld ausgeben möchte oder lieber gleich zur üppig ausgestatteten Deluxe-Version greift, bleibt dabei jedem selbst überlassen.

Deep Purple „Machine Head“
Deep Purple „Machine Head“ auf de.wikipedia.org
Offizielle Homepage von Deep Purple

Various „Spirit of Talk Talk“

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Respektvolle Neudeutungen.

Talk Talk gelten heute als eine »der innovativsten und einflussreichsten Bands der Synthie-Pop-Ära« und als »Vorreiter des Postrock«, so die Wikipedia. Dabei werden von der Kritik ironischerweise immer jene Alben besonders hervorgehoben, die nach ihrer kommerziell äußerst erfolgreichen Pop-Phase entstanden, also „Spirit of Eden“ (1988) und „Laughing Stock“ (1991). Aber die Geschichte der Band hatte zwei Seiten, von der man nicht eine als ‚reinen Kommerz‘ abtun sollte …

Jonathan Goldstein „Cyclorama“

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Gelungener Crossover-Mix aus zeitgenössischer Klassik, Minimal Music, Filmmusik, Jazz  und Folk.

Jonathan Goldstein ist einer der wichtigsten Figuren der britischen Werbe- und Filmmusik-Szene. Sein Name ist dem breiten Publikum bisher unbekannt, auch wenn seine Musik – zumindest in der englischsprachigen Welt – bereits von vielen Millionen Fernsehzuschauern in der Werbung gehört wurde.

Donald Fagen „Sunken Condos“

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The Nightfly is back (again).

Niemand würde von Donald Fagen ein sich dem Zeitgeist angepasstes Album erwarten, weder als Sänger und Keyboarder von Steely Dan, noch als Solist. Seine bisherigen Solo-Alben „The Nightfly“ (1982), „Kamakiriad“ (1993) und „Morph The Cat“ (2006) waren zeitlose Produktionen, die sich stilistisch in etwa am supercoolen Blues-Funk-Jazz-Pop-Rock-Mix Steely Dans orientierten und sich einen Teufel um die gerade aktuellen Tendenzen in der Pop- und Rockmusik scherten.

Fred Hersch Trio „Alive At The Vanguard“

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Tradition und Innovation

Das Besondere am Jazz ist, dass sich Tradition und Innovation nicht unbedingt ausschließen müssen. Der seit 35 Jahren in New York lebende und arbeitende Fred Hersch ist ein Pianist, der dieses scheinbare Paradoxon in seiner Musik vereint: In der Harmonik dem impressionistischen Stil von Bill Evans nahe, im Geiste dem Nonkonformismus von Thelonious Monk verwandt, scheut Hersch weder ungewöhnliche Experimente (beispielsweise als Sidemen der Sopranistin Renée Fleming) noch ein traditionelles Setting (wie das Klaviertrio), um seine Vorstellungen von Musik umzusetzen.

Tori Amos „Gold Dust“

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Rock, Pop, Singer/Songwriter mit Orchester – Alte Tori-Nummern, neu orchestriert

Die US-amerikanische Singer/Songwriterin hat ihre besten Zeiten vermutlich hinter sich. Dies schreibe ich mit der nötigen Vorsicht, denn Tori Amos gelangen in ihrer Karriere schon viele Metamorphosen: Von der ‚angry young woman‘ des Debütalbums „Little Earthquakes“ (1992) zur experimentierfreudigen Nonkonformistin bei „Boys For Pele“ (1996), von der poppigen Trendsetterin auf „From The Choirgirl Hotel“ (1998) und „To Venus and Back“ (1999) zur eloquenten Geschichtenerzählerin von „Scarlet’s Walk“ (2002) und „The Beekeeper“ (2005). Und seit einigen Jahren im Habitus einer gereiften Interpretin mit Orchesterbegleitung, zuerst beim insgesamt kitschigen Weihnachts-/Winteralbum „Midwinter Graces“ (2009), dann überraschend stark als Vermittlerin zwischen impressionistischer Musik und anspruchsvoller Popmusik auf „Night Of Hunters“ (2011), nun also bei „Gold Dust“ als Interpretin ihrer selbst.

Das Album bietet einen Querschnitt aus Tori Amos’ Songwriting der letzten 20 Jahre, teilweise in frappierend neuen Arrangements, teilweise in leichten Enhancements der ursprünglichen Instrumentierung. Die Ergebnisse fallen entsprechend heterogen aus: Einigen Nummern hat das Update gut getan, tendenziell den neueren („Flavor“, „Girl Disappearing“); bei den älteren Nummern (etwa „Winter“ oder „Marianne“) kann ich die etwas schlechter gesungene Kopie nicht ganz nachvollziehen. Aber unterm Strich ist „Gold Dust“ eben ein Sampler, wenn auch der originelleren Art.

Man verstehe meine Kritik nicht falsch: „Gold Dust“ ist gewiss nicht das schlechteste Album, das Tori Amos veröffentlicht hat. Aber es bietet leider auch nichts Neues. Das niederländische Metropole Orchestra, das die Orchesterparts übernommen hat, ist das eigentliche Highlight des Albums. Und das ist mir etwas zu wenig für eine der talentiertesten Künstlerinnen der letzten 25 Jahre.

http://www.toriamos.de
http://en.metropoleorkest.nl
Tori Amos „Night Of Hunters“ — Du kannst nicht immer 17 sein…

Kimiko Ishizaka „Johann Sebastian Bach – Goldberg Variations“

Kimiko Ishizaka: J. S. Bach - Goldberg Variations

Klassik – Künstlerisch durchdachte, exzellente umgesetzte Aufnahme.

Kimiko Ishizaka: J. S. Bach - Goldberg VariationsMusik findet im 21. Jahrhundert neue Vertriebswege und hat, neben zahlreichen unbestrittenen Risiken, auch neue Chancen, wenn man sie denn nutzen weiß und sein Publikum findet. Crowdfunding, d.h. das Sammeln von Geld für ein bestimmtes Projekt vor der eigentlichen Realisierung ist eine Methode, mit der immer mehr außergewöhnliche Produktionen abseits des Mainstreams realisiert werden. Die Idee klingt spannend: Man kalkuliert seinen Finanzrahmen für das Projekt und sammelt dann das Geld bei spendierfreudigen Fans ein, die dafür nicht nur das Endprodukt, sondern noch ein paar Extras erhalten (vom Bonustrack bis zum privaten Wohnzimmerkonzert wird alles mögliche angeboten, je nach Umfang der Spende, versteht sich). Ist der Finanzbedarf einmal durch Spenden gedeckt, kann man ohne großes wirtschaftliches Risiko seine Idee umsetzen.