Schlagwort: Folk

Baptist Generals „Jackleg Devotional to the Heart“

[amazon_image id=“B00C3JU4KM“ link=“true“ target=“_blank“ size=“medium“ class=“alignleft“]Baptist Generals „Jackleg Devotional to the Heart“[/amazon_image][rating=2] Sperriger Titel, sperrige Musik, seltsame Band.

The Baptist Generals sind eine sechsköpfige Band aus Denton, Texas, die seit 1998 existiert und in dieser Zeit neben zwei EPs 2003 eine CD auf dem Label Sub Pop veröffentlichten. Danach herrschte für zehn Jahre Funkstille. Das hört sich nach einer Band für Eingeweihte an – und genau das sind sie auch.

Das wird sich mit dem neuen Album nicht ändern, denn  „Jackleg Devotional to the Heart“ bietet jede Menge verschrobene Musik und dazu Texte, die alles andere als eingängig oder direkt sind. Fast könnte man von einem „Konzeptalbum“ sprechen, denn ‚des Tölpels Andacht ans Herz‘, wie der Albumtitel frei übersetzt lautet, handelt von der Liebe und ihren Irrungen und Wirrungen. Natürlich nicht in der handelsüblichen Weise von »Uh, I love you, baby«, eher schon in der Art von »You won’t answer my call« („Dog that bit you“). Aber keine Sorge: Flemmons und seine Truppe haben hintergründigen Humor und neigen deshalb nicht zum Selbstmitleid, sondern loten das Thema auf ihre eigene Art aus. Da nölt der Sänger, dass ’sie‘ genauso lügt wie seine Mutter oder dass er aus nicht aus dem Pub kann, weil keine Seife da ist und es erklingen mal folkige, mal rockige Töne, doch schon bei „Thunders and Overpasses“ oder „Broken Glass“ wird der Hörer für Augenblicke an Kraftwerks „Autobahn“ erinnert. Kein Wunder bei einer Truppe, die sich nicht alleine amerikanischem Folk-Rock, sondern ebenso dem Experiment verbunden fühlt und genauso über „3 Bromide“ singt wie über „Broken Glasses“.

Sofern möglich, wird’s beim zweiten Teil des Albums („Type B“ genannt) noch schräger. Der Folk macht Pause und filgrane Streicherarrangements treffen auf Geräusche. Konstant bleibt Flemmons nasale Stimme, die auf Dauer etwas anstrengend ist: Nein, dies ist definitv nicht die x-te Version einer ‚Indie-Rock-Band‘.

Hat sich das Warten also gelohnt? Wartete überhaupt jemand? Egal, wer Lust hat, mal etwas Unerwartetes zu hören (und Spaß daran, verrätselte Texte zu entschlüsseln), findet mit „Jacklegs Devotional to the Heart“ das Passende.

Offizielle Website der Baptist Generals

Album beim Label Sub Pop mit Klangbeispielen

Rosalie und Wanda „Meister Hora“

Rosalie_und_Wanda

Rosalie und Wanda [rating=3] Lieder, die den Tag leichter machen

Mit seinem Roman „Momo“ hat Michael Ende einen Roman geschrieben, der – ähnlich wie Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ – trotz seiner einfachen Sprache einem gewissen Tiefgang nicht entbehrt. Es ist also keineswegs infantil, wenn Rosalie Eberle mit dem Titelstück dem Hüter der Zeit in Michael Endes Roman die Referenz erweist. Es passt zudem, weil auch die Musik von Rosalie Eberle einfach ist. Und es ist nicht falsch, obwohl ihre Texte keine poetisierten Erläuterungen philosophischer Standpunkte sind. Dafür sind sie durchweg mit dem Impetus geschrieben, mehr als unterhaltend sein zu wollen.

Ihre Betrachtung der Welt wirkt arglos und staunend, und natürlich schreibt Rosalie Eberle ausgiebig über die Liebe, die ebenso selbstverständlich schön und schwer ist. Sie beschreibt ihre Empfindungen in einfachen Worten, findet jedoch ganz eigene, leicht verschrobene Ideen und Formulierungen. So will sie mit ihrem Liebsten einen Apfelbaum pflanzen »am schönsten Ort, an dem er Platz hat zum Tanzen«, denn »Jahr für Jahr stellt er die Liebe dar« singt sie und beschreibt damit gleichzeitig, dass eine Beziehung nicht nur die Frühlingsblüte, sondern auch den kargen Winter kennt.

Die folkigen Lieder werden passend interpretiert, wobei Rosalie Eberle und ihre Begleiter Manfred Mildenberger (Schlagzeug, Bass, Keyboards) und Sascha Biebergeil (Gitarre) gängige Muster bevorzugen. Dann setzt in „Apfelbaum“ die Slide-Gitarre genau an der Stelle ein, an der man sie erwartet.

Die luftigen, mit anheimelnder Stimme gesungenen Lieder von Rosalie Eberle sind Ohrwürmer – aber nicht von der nervigen Art, die man den ganzen Tag verzweifelt abzuschütteln versucht. Sie sind, auch bei der leichten Schwermut, der sie mitunter durchzieht, dazu angetan, den Tag leichter zu machen.

Offizielle Homepage von Rosalie und Wanda

(Foto: Ahoi)

Jono McCleery, 26.4.2013, Spielboden, Dornbirn (A)

Jono McCleery

Jono McCleeryJono McCleery wird mit den ganz Großen seines Fachs verglichen, etwa mit dem früh verstorbenen Übervater der Folkies, Nick Drake, und dem nicht minder suizidalen Jeff Buckley. Doch auch wenn er die kultisch verehrte Folk-Sängerin Vashti Bunyan als Unterstützerin hinter sich weiß, muss er auf Ochsentour. Immerhin müssen der britische Liedermacher und seine beiden Begleiter die Songs nicht in einem abgeranzten Dorfschuppen präsentieren, sondern bekommen eine überaus nette Tränke zur Verfügung gestellt.

Jono McCleery greift heftiger in die Saiten als erwartet, seine Fingerpicking ist sicher, meist folkig mit gelegentlichen Anklängen von lateinamerikanischen Rhythmen. Weitgehend unauffällig bleiben sein Bassist Daniele Gulino und Daniel See am Schlagzeug, die für ein gediegenes Fundament sorgen. Auf elektronische Klänge, die Jono McCleery sonst gerne in seine Musik mischt, verzichtet er im Konzert. Ebenso auf den Black-Hit „Wonderful Life“, den er auf seinem zweiten Album „There Is“ präsentiert, und auf die meisten anderen bislang veröffentlichten Stücke. »Ich spiele heute viele neue Sachen«, sagt Jono McCleery entschuldigend, als er nach dem Ende von „Darkest Light“ – dem Titelstück seines ersten, 2008 erschienenen Albums – einmal mehr ein unbekanntes Stück ankündigt. Die ‚alten‘ Stücke nicht auch noch live vorgesetzt zu bekommen, ist jedoch keinesfalls ein Manko. Selbst wenn er vielen vor allem wegen seiner einfühlsamen Interpretation des Black-Hits „Wonderful Life“ bekannt sein mag: In der Spielboden-Kantine haben sich nicht Fans eingefunden, die die bekannten Hits abrufen möchten (die, nebenbei bemerkt, Jono McCleery ohnehin nicht vorweisen kann). Hier lauschen Freunde des Singer/Songwriter-Handwerks, die sein gut einstündiges unspektakuläres Konzert zu schätzen wissen.

Offizielle Homepage von Jono McCleery

(Foto: TheNoise)

Emel Matlouthi, 19.4.2013, Seelax, Bregenz (A)

Emel MathloutiDas Leben, die Liebe – ein Lamento

Nach der Ankündigung von Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ ist das Entsetzen im Publikum förmlich spürbar. Man möchte zwar die ‚Stimme der tunesischen Revolution‘ hören, aber die Kritik lieber in der gefälligen Getragenheit erleben, die das Konzert durchweg bestimmt, und nicht im aufsässig-aggressiven Duktus der Grunge-Band. Das explosive Stück passt  auf den erst Blick gar nicht zu den durchweg klagenden Liedern der tunesischen Sängerin. Trotzdem ist es weder inhaltlich noch musikalisch ein Fremdkörper in ihrem Programm. Denn schon zuvor hat Emel Mathlouthi den Rap-Song eines Freundes in ein mit Arabesken geschmücktes Chanson transformiert. Mit ihrer enorm reduzierten Version von „Smells Like Teen Spirit“, gibt sie auch diesem Stück einen ganz anderen Charakter – es wird zu einer fast resignativen Forderung.

Emel Mathlouthi, zu deren Vorbildern westliche Protestsänger wie Joan Baez und Bob Dylan ebenso zählen wie Björk oder der bereits in den 90er-Jahren verstorbene ägyptische politische Liedermacher Cheikh Imam, ist eine zeitgenössische Liedermacherin. Sie vermischt westliche und arabische Einflüsse und verwendet die moderne Technik mit Loops und elektronischen Klängen ebenso wie akustische Instrumente. Ihr Auftritt im Trio mit Gitarre und Violine ist reduziert. Die Möglichkeiten, die auch diese Formation bietet, schöpft sie bei weitem nicht aus. Der Einsatz von Loops bleibt gewöhnlich, der wenig originelle Gitarrist wirkt durchweg uninspiriert. Dem Trio gelingt es nicht, die fehlenden perkussiven Elemente mit ihren Mitteln zu erzeugen. Nur Violinist Zied Zouari setzt gelegentlich Akzente in einem Konzert, das durchweg von Emel Mathlouthi bestimmt bleibt. Diese wirkt zwar bis zum Schluss seltsam gehemmt, lässt aber immer wieder aufblitzen, wie lebendig sie sein kann. Das mag zum einen daran liegen, dass das Set, beim dem selbst Liebeslieder zum Lamento werden und weder Fröhlichkeit noch Zuversicht verbreiten, zu monoton konzipiert ist. Erst beim letzten Stück geht Mathlouthi etwas aus sich heraus und zeigt deutlicher als vorher, dass sie nicht nur eine ausdrucksstarke Interpretin ist, sondern auch mitreißend sein kann.

Offizielle Homepage von Emel Mathlouthi.

(Foto: TheNoise)

Daniel Kahn & The Painted Bird „Bad Old Songs“

Daniel Kahn [rating=3] Daniel Kahn bringt seine übliche Mischung aus jiddischen, deutschen und englischen Liedern. Doch dieses Mal pflegt er das melancholische Grau – durchaus stimmungsvoll, aber stellenweise auch eintönig.

Daniel Kahn ist wie ein Theatermacher, der in alten Stücken den Bezug zum Hier und Jetzt zeigt. Der in Berlin lebende amerikanische Musiker gräbt gerne alte Lieder aus. Viele davon stammen aus dem jüdischen Kulturkreis, aber er vertont auch immer wieder Gedichte von Heinrich Heine und Kurt Tucholsky. Auf seinem letzten Album hat er sogar das arg diskreditierte „Lili Marleen“ interpretiert. Das alles macht es leicht, Daniel Kahn als politischen Musiker in der Tradition von Tucholsky und Brecht zu verorten.

Auf seinem neuen Album – es ist das dritte mit seinen ‚Painted Birds‘ – spielt er neben eigenen Stücken auch das aus dem 19. Jahrhundert überlieferte jüdische Volkslied „A Meydl From Berlin“ und das dem Album den Titel gebende Stück, das von Robert Schumann vertonte Heinrich-Heine-Gedicht „Die alten bösen Lieder“. Er singt aber auch nicht ganz so alte Lieder – von Franz Josef Degenhardt, Leonard Cohen und vom griechischen Liedermacher Dionysis Savvopoulos.

Während er mit seinen energiegeladenen, rumpelig-rohen Interpretationen bislang den „Tanz auf dem Vulkan“ evozierte, der die Kabarett-Szene zwischen den beiden Weltkriegen auszeichnete, bringt er jetzt überwiegend düstere Lieder – dabei geraten ihm die wenigsten so eindringlich wie die teilweise zornige, dann aber stimmungsvoll ausklingende Heine-Vertonung von „Die alten bösen Lieder“. Die Kastanien aus dem Feuer holt der Liedermacher vor allem mit seiner eindrücklichen, dreisprachigen Version, die er von Degenhardts „Die alten Lieder“ gemacht hat, sowie mit dem einzigen wirklich flotten Stück des Albums: In seinem schwelgerischen Lied „Good Old Days“ stellt der politische Liedermacher überaus humorvoll das Leben unter dem DDR-Regime und die aktuelle Lebenswelt gegenüber und kritisiert dabei den revisionistischen Rückblick auf die DDR genauso wie den heutigen Lebensentwurf, der sich zwar der revolutionären Klischees bedient, sein Aufbegehren aber nicht durch selbstbewussten Widerstand zeigt, sondern durch das Tragen von Accessoires, die Hammer und Sichel zeigen. So macht Daniel Kahn doch noch einiges wieder wett.

→ Bisherige Rezensionen und Konzertbesprechungen zu Daniel Kahn auf schallplattenmann.de

Offizielle Homepage von Daniel Kahn

(Cover: Oriente Musik)

Les Reines Prochaines „Blut“

reines_prochaines_blut[rating=3] Sinn oder Unsinn, das ist hier keine Frage. Die Basler Frauengruppe ist heute so unorthodox wie vor 25 Jahren.

Ein bisschen Balkangedöns, ein wenig Schlager-Schunkelgroove; deutsch-englisch-spanisches Sprachgemisch und viel Nonsens. Die Reines Prochaines erzählen von banalen Begebenheiten („Die Hecke“), Phänomenen des Alltags („Kreisel sind rund“) und erklären ganz dialektisch die Frage nach der Eigentümlichkeit des Menschen („Identität“). Das verströmt den Geist von Dada und Punk und ist heute so unorthodox wie vor 25 Jahren.

Die Köpfe der Reines Prochaines stecken noch immer in der Zeit der genialen Dilettanten. Es wirkt, als ob die Reines Prochaines nur in dem unvermeidbaren Maß besser geworden sind, das die wiederholte Beschäftigung mit den Instrumenten zwangsläufig mit sich bringt. Trotz Alterns bringen sie keine Lebensweisheiten schon gar kein frühes Alterswerk. Und wie ihnen kein Thema zu nebensächlich ist, um sich ihm ausgiebig zu widmen, halten sie sich auch stilistisch alles offen – die Mariachi-Imitation („Bliss“) ebenso wie die freejazzige Kakophonie („Shila“) oder der strenge Duktus von Brechts „Einheitsfrondlied“ („Identität“). »Wir machen keinen Unsinn, wir machen keinen Sinn – wir gehen so mehr um den Sinn herum; weil das Leben so ist«, hat Muda Mathis, eine der Gründerinnen, dem Kunstmagazin Monopol erklärt. Vergessen zu erwähnen hat sie, wie lustvoll sie sich dem Umschreiten von Sinn und Unsinn hingeben.

Bisherige Rezensionen zu Les Reines Prochaines auf schallplattenmann.de

Offizielle Webseite von Les Reines Prochaines

(Foto: Les Reines Prochaines)

Hannes Wader & Allan Taylor „Old Friends In Concert“

Wader_Taylor_Old_Friends[rating=3] Best friends, best music: zwei Troubadoure mit ewig jungen Liedern – und einer Botschaft

Wie sehr die beiden Folk-Musiker harmonieren, zeigt eine Anekdote, die Allan Taylor im Verlauf des Konzerts erzählt. „Du spielst ein Lied von Hannes Wader“, habe ihm jemand anerkennend gesagt, nachdem er seinen Song „It’s Good To See You“ intoniert hatte. Dabei wurde das Lied in zehn Sprachen übersetzt, und die Coverversion von Hannes Wader ist nur eine von mehr als hundert Interpretationen.

Ihr erstes gemeinsames Live-Programm ist eine Greatest-Hits-Sammlung aus eigenen Liedern und Evergreens des Folk, etwa Pete Seegers „Where Have All The Flowers Gone“ und „The Green Field of France“. Die beiden Sänger bringen viele Lieder zweisprachig, wechseln sich mit dem Singen ab und setzen immer wieder Akzente, indem sie die zweite Stimme beisteuern. Es ist eine Freude, den beiden subtil spielenden Fingerpickern und ihren harmonischen Stimmen zuzuhören.

Aber auf das eigentlich Spektakuläre, das für uns längst selbstverständlich ist, muss Allan Taylor hinweisen. „Wenn ich dieses Lied spiele, muss ich immer daran denken, dass sich mein Vater und der von Hannes vor siebzig Jahren noch bekriegt haben“, kündigt er das Antikriegslied „Es ist an der Zeit/The Green Fields Of France“ an, „und wir sind heute Kumpels und spielen gemeinsam auf einer Bühne.“ Hannes Wader, der auch als politischer Liedermacher nie die Poesie außen vor gelassen hat, und Allan Taylor stellen ihr Engagement nicht in den Vordergrund. Präsent ist es trotzdem. Und man darf getrost davon ausgehen, dass sie zwar von der politischen Dimension des zusammenwachsenden Europas sprechen, wenn sie ein Lied wie „The Green Fields Of France“ intonieren, das Lied aber nicht auf Europa reduziert sehen möchten. Sie zeigen damit implizit, dass es in anderen Teilen der Welt noch zu wenige „gemischte“ Konzerte gibt und beispielsweise auch Daniel Barenboim mit dem West-Eastern Divan Orchestra in seinem Land für seine Landsleute spielen dürfen sollte.

Bisherige Rezensionen zu Hannes Wader auf schallplattenmann.de

Offizielle Homepage von Hannes Wader

Offizielle Homepage von Allan Taylor

(Foto: Universal)

Adam Green & Binki Shapiro „Adam Green & Binki Shapiro“

Adam Green & Binki Shapiro

[rating=2]

Adam Green & Binki ShapiroDie Zeiten sind unsicher, seit Jahren schon, da zieht man sich gern zurück und setzt auf vermeintlich sichere Werte. Gold hat im Portfolio weitgehend den Platz der Aktien eingenommen und Retro-Musik neigt zur Blasenbildung. Auch Anti-Folker Adam Green und die bislang weitgehend unbekannte Binki Shapiro wollen noch dabei sein, bevor die Blase platzt. Sie arbeiten nach dem Nancy-Sinatra-Prinzip: Singe nicht alleine über Liebe, Leben und Vergänglichkeit. Aus der kurzen Zeit des Erfolgs der amerikanischen Sängerin, die sich auch als Schauspielerin versucht hat, sind vor allem die Duette in Erinnerung – mit Lee Hazelwood („Summer Wine“, „Jackson“, „Some Velvet Morning“), mit ihrem Vater Frank („Somethin‘ Stupid“, das einem bei Green/Shapiros„Pity Love“ in den Sinn kommt) oder auch mit Dean Martin („Things“).

Für die recht unbekannte Binki Shapiro kann sich die Zusammenarbeit mit Green, der bereits mit Leonard Cohen und Jonathan Richman verglichen wurde, nur lohnen. Und Green, der vor allem im deutschsprachigen Raum erfolgreich ist, darf hoffen, dass er dank seiner Partnerin auch in seiner Heimat etwas mehr Publicity erhält.

Die Lieder des Duos sind zeitgeistig, weil absolut retro. Die folkigen und überwiegend romantischen Songs werden wie weiland bei Nancy Sinatra gerne auch mal mit süßlichen Streichern oder Flöten verkitscht. Die wenigen Solo-Stücke fallen im Vergleich zu den Duetten ab. Aber immerhin, auch sie sind gefällig und nett – und mehr soll dieses Album wohl auch nicht sein.

Bisherige Rezensionen zu Adam Green auf schallplattenmann.de

Webseite von Adam Green & Binki Shapiro

(Foto: Revolver Promotion)

Heidi Happy „On The Hills“

[rating=4]

Heidi Happy Nach ihrem Ausflug in die Welt der Pop-Philharmonie ist Heidi Happy wieder zum countrylastigen Folkpop zurückgekehrt. Die Schwermut ist nicht verschwunden, aber manche Lieder sind etwas fröhlicher ausgefallen, wodurch sie mitunter eine Spur banaler wirken. Heidi Happys Lieder sind ohnehin ein wenig gefälliger als beispielsweise die ihrer mehr dem kunstvollen Pop zuzuordnenden Kollegin Sophie Hunger. Aber Heidi Happy ist selbst dann nicht minder raffiniert, wenn sie wie in „Patient Heart“ das naive Mädchen gibt – ein Rollenbild, mit dem sie noch immer gerne spielt und für das sich ihre Stimme hervorragend eignet.

„On The Hills“ ist ein homogenes, abwechslungsreich arrangiertes Album. Wie immer stechen die Stimme der Luzerner Musikerin und der mehrstimmige Gesang hervor. Er ist eines der Markenzeichen von Heidi Happy und gibt manchen Liedern – etwa „I’m Busy“ – einen leicht nostalgischen Touch. Mit ihm sorgt sie aber auch, in „Land Of Horses“ für cineastische Dramatik. Die stärksten Stücke des Albums sind die melancholischen, „Canada“ und „Not Long Ago“, ein traurig-romantisches Duett mit Scott Mathew, dessen warm-weiche, gefühlvolle Stimme hervorragend mit der von Heidi Happy harmoniert.

Trotz gelegentlicher klischeehafter Passagen – etwa die künstliche Dramatik durch die verzerrte E-Gitarre in „Bad Boy“ – finden sich auch auf diesem Album wieder jede Menge charmanter Ideen, von originellen Gesangsarrangements und einem schrägen 20-er-Jahre-Cabaret-Piano bis hin zu Elektropop-Anklängen.

Bisherige Rezensionen zu Heidi Happy auf schallplattenmann.de und eine Konzertbesprechung im Blog

Sophie Hunger – 1983 auf schallplattenmann.de

(Foto: Irascible Distribution)

Heidi Happy, 16.11.2012, Tak, Schaan (FL)

Heidi Happy (Foto: TheNoise)

Heidi Happy - Foto: TheNoiseSie wirkt wie das brave Mädchen, das sich die pensionierte Sekretärin von nebenan ihrem Enkel zur Frau wünscht. Den Ärger hinausschreien wie ihre rebellische Kollegin Evelinn Trouble? Das ist Heidi Happy wahrscheinlich noch nie in den Sinn gekommen. Selbst übermütige Luftsprünge kann man sich bei ihr kaum vorstellen. Heidi Happy ist eher der Typ, der still vor Freude strahlt – viel mehr als gelegentliches Wippen im Takt erlaubt sie sich nicht. Aber auch das kann mitreißend sein …