[rating=3] Hommage an die Vorbilder aus den Sechzigerjahren
„Dusk“ ist die dritte Veröffentlichung der britischen Indie-Darlings Jack Cooper und James Hoare, die nebenbei oder währenddessen Zeit für weitere Bands wie Veronica Falls oder Mazes finden. Fleissige, junge Männer! Ihr gemeinsames Engagement bei Ultimate Painting bietet Psychedelia vom Feinsten. Die Midtempo-Songs haben Ohrwurmcharakter, auch oder gerade weil sie beinahe formelhaft erscheinen – jedoch ohne formelhaft zu wirken. Perlende Gitarren treffen auf eine stoisch durchgehaltene Basslinie und ein unauffälliges Schlagzeug. Darüber singen Cooper und Hoarse von der Mühsal heutigen Daseins oder auch vom früh verstorbenen Brian Jones. Das alles kommt wunderbar leicht und eingängig herüber, und bevor man an die überlebensgroßen Vorbilder dieses Sounds denkt, freut man sich einfach darüber, das so etwas heutzutage aus den Lautsprechern kommt.
Was einfach und simpel wirkt, ist dennoch das Ergebnis fleissigen Studierens – oder besser: des Hörens der Musik der alten Recken. Gemeint sind dabei beispielsweise Velvet Underground, aber nicht die krachigen mit John Cale und Nico, sondern die Besetzung von 1969 mit Doug Yule. Andererseits: Wer hat sich nicht schon alles auf diese und ähnliche Bands seither bezogen? Cooper und Hoare gelingt jedoch das Kunststück, mit bekannten Mitteln Neues und Hörenswertes zu erzeugen. Die beiden haben ein Händchen für Melodien, für den sparsamen Effekt zur richtigen Zeit und für die passenden Gesten und Texte. Selbst das Cover von „Dusk“ wirkt gleichzeitig wie ein Zitat und eine Hommage an das Artwork der Sechzigerjahre. Der erste Song, „Bills“, bietet bereits einen guten Überblick über das musikalische Universum von Ultimate Painting: Zwei Gitarren, die sich mit ihren hellen, perlenden Läufen umkreisen wie in den glorreichen Tagen des Jangle-Pop (Beispiele hiefür sind „Mr. Tambourine Man“, „A Hard Days Night“ oder „Losing my Religion“), dazu eine präzise Schlagzeugerin und ein Bassist, der alles erdet. Nimmt man den letzten Titel, „I can’t Run Anymore“, mit seiner Fuzz-Gitarre und dem lakonischen Gesang hinzu, ist das Terrain von „Dusk“ schon ziemlich weit abgesteckt. Die anderen acht Titel dazwischen, stellenweise wirken sie fast hypnotisch, entfalten aber jeweils ihren eigenen Reiz. Hier und da kommen eine Orgel oder ein Wurlitzer-Piano zum Einsatz und das 4/4-Schema wird auch mal verlassen.
Ein äußerst unterhaltsames, kurzweiliges Erlebnis, aufgenommen übrigens im Heim-Studio der Herren.
(Cover: Out of Mind)