Schlagwort: World

Terakaft „Kel Tamasheq“

Terakaft - Tel Tamashek (Global Village)

Mit Musik im typisch melancholischen Duktus des Desert-Blues sagen Terakaft „Jahre voller Wut“ voraus und beschwören ihre Landsleute eindringlich zur Einigkeit.

Unterbiberger Hofmusik „Bavaturka“

Unterbiberger_Hofmusik_Bavaturka (Himpsl Records)[rating=4]

Unterbiberger Hofmusik - Bavaturka (Himpsl Records)Auch die Welt der Musik ist rund – dadurch rücken die Traditionen zusammen, je weiter sie auseinander liegen. Wie vorzüglich bayrische und türkische Musik harmonieren kann, hat die Unterbiberger Hofmusik schon in ihrem Album „Made in Germany“ (2010) anklingen lassen und im vergangenen Jahr bei einem Konzert mit dem türkischen Chor und Orchester Armoni Ahenk gezeigt.

Mit ihrem aktuellen Album „Bavaturka“ vertieft die Gruppe die bayrisch-türkischen Beziehungen. Dabei greifen sie nicht nur türkische Volkslieder wie das mit seinem Kinderlied-Charakter einfache „Daǧlar gibi dalgari“ oder den Volkstanz „Mahur Zeybek“ auf. In anderen Kompositionen, die der Komponist Kubilay Üner beigesteuert hat, vermischen sich die unterschiedlichen Traditionen direkt und am überzeugendsten. Das ist kein Zufall: Der in Los Angeles arbeitende Komponist mit türkischen Wurzeln ist in München geboren. Sein Stücke „Dere Geliyor“ beruht auf einem Volkslied aus Thrakien, dem europäischen Teil der Türkei, und einem Lied aus dem Bayerischen Wald. Neben diese Crossover-Stücke stellt die Unterbiberger Hofmusik ganz selbstverständlich ihre Interpretationen bayerischer Volkslieder, neue Kompositionen im traditionellen Stil oder auch Jay Ashbys Beschäftigung mit armenischen Volkstänzen. Neben Ashby, der bei einigen Stücken auch Posaune und Perkussion spielt, gibt es noch weitere alte Bekannte: den wie immer quirligen und ideenreichen Trompeter Matthias Schriefl und den Oud-Spieler Şeref Dalyanoǧlu.

Noch sind die Unterbiberger in der türkischen Musik nicht vollends aufgegangen. Deren Dialekt geht ihnen – das ist mehr als verständlich – noch nicht so leicht von der Hand wie der eigene. Auch ohne den direkten Vergleich des Konzertmitschnitts mit dem Armoni-Ahenk-Chor und dem Türkischen Radioorchester merkt man, dass es ihrem Spiel noch an der Selbstverständlichkeit fehlt, die die Stücke so richtig „swingen“ lassen würde. Allerdings hat es sich die Unterbiberger Hofmusik auch nicht einfach gemacht und sich weit aus dem Fenster gelehnt: Sie singen auch auf Türkisch.
Die Unterbiberger Hofmusik hat ein neues Kapitel im großen Buch der Weltmusik begonnen und sie haben im Sinn, einen Fortsetzungsroman zu schreiben. Der erste Teil ist überaus gelungen, auf die weiteren darf man gespannt sein.

Bisherige Rezensionen zur Unterbiberger Hofmusik bei schallplattenmann.de

Konzerte der Unterbiberger Hofmusik

Bisherige Rezensionen zu Matthias Schriefl auf schallplattenmann.de und im Schallplattenmann-Blog

(Foto: Himpsl Records)

Matthias Schriefl „Six, Alps and Jazz“

Jazz und Volksmusik sind schon seit langem ein äußerst attraktives Paar. Matthias Schriefl hat es neu eingekleidet – traditionsbewusst und originell.

Anouar Brahem, 24.11.2012, Haus der Kunst, München

Dass sich Anouar Brahem nach nur zwei Zugaben verabschiedet, wusste Manfred Eicher persönlich zu verhindern. Der ECM-Chef brachte dem Oud-Virtuosen einfach sein Instrument zur Bühne, als dieser mit seinen Kollegen den dritten Schlussapplaus genoss.

Tarkovsky Quartet, 23.11.2012, Haus der Kunst, München

Die Kompositionen von François Couturier sind mehr als eine Referenz an den russischen Regisseur Andrei Tarkowski. Die formal strengen Werke eröffnen eine bilderreiche Welt: Transparent, weitgehend klar und doch gefühlvoll – das Tarkovsky Quartet bringt seine Stärken auch auf der Bühne zur Geltung.

Christian Zehnder – Arkady Shilkloper – John Wolf Brennan, 17.11.2012, Tangente, Eschen (FL)

Ein Trio mit Christian Zehnder ist per se originell. Wer als Musiker gegen den Kuriositätenbonus des Obertonsängers anspielen muss, hat es gewiss schwer, doch dem Hornisten Arkady Shilkloper und dem Pianisten John Wolf Brennan fällt die Aufgabe leicht.

Aldona, 13.10.2012, Kammgarn, Hard (A)

Aldona (Foto: TheNoise)

Im Konzert zeigt Aldona, dass ihr nicht nur die besinnlich-kontemplativen Lieder liegen. Sie gibt sich ausgelassen und zeigt auch ihre komödiantische Seite.

Jewdyssee “5773”

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Klezmer im Dub- und Dance-Gewand

Diese Scheibe hätte man mir getrost als Produktion aus Israel verkaufen können, und um so überraschter war ich über die tatsächliche Herkunft: Berlin. Was 2008 aus Liebe zur Musik und dem Interesse an der eigenen Geschichte begann, hat mit “5773” nun einen weiteren Höhepunkt hervor gebracht.

Zuvor haben sich Jewdyssee reichlich bei Tanzveranstaltungen und Disco-Events eingespielt. Kein Wunder also, dass ihr Debut “5773” so ausgereift und druckvoll daher kommt. Und, das ist besonders wichtig, trotz allem Geschichtsbewusstsein und aller Querverweise vom Cover bis hin zur Liedauswahl: Jewdyssee wirken in keinster weise kopflastig. Im Gegenteil: Ihre Übertragung alter jiddischer Lieder kommt im 21. Jahrhundert rüber, als seien sie frisch entstanden.

Bei all meiner Skepsis so mancher Klezmer-Welle gegenüber: Jewdyssee haben mich voll erwischt.

http://www.jewdyssee.com