Various „Spirit of Talk Talk“

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Respektvolle Neudeutungen.

Talk Talk gelten heute als eine »der innovativsten und einflussreichsten Bands der Synthie-Pop-Ära« und als »Vorreiter des Postrock«, so die Wikipedia. Dabei werden von der Kritik ironischerweise immer jene Alben besonders hervorgehoben, die nach ihrer kommerziell äußerst erfolgreichen Pop-Phase entstanden, also „Spirit of Eden“ (1988) und „Laughing Stock“ (1991). Aber die Geschichte der Band hatte zwei Seiten, von der man nicht eine als ‚reinen Kommerz‘ abtun sollte …

Nun ist mit „Spirit of Talk Talk“ ein Tribute-Album erschienen, das beide Phasen der Band, die Pop-Phase und die experimentelle Phase, abdeckt. Dabei ist die Skepsis, die man normalerweise Cover-Versionen entgegenbringen sollte – meistens sind es eben nur lauwarme Aufgüsse, die nicht an die Originale heranreichen – in diesem Fall unbegründet: Die Doppel-CD bietet keine 1:1 Kopien, sondern (überwiegend) geschmackvolle Neudeutungen, bei denen die Interpreten ihren individuellen Stil beibehalten und gleichzeitig neue Facetten am altbekannten Material aufzeigen.

Auf der ersten CD  findet man in dieser Hinsicht keinerlei Aussetzer, stattdessen absolute Highlights von Lone Wolf mit „Wealth“ und Recoil feat. Shara Worden (alias My Brightest Diamond) mit „Dum Dum Girl“; auch die zweite CD kann bis auf einige zweidimensionale Achtziger-Epigonen (White Belt Yellow Tag, White Lies, Lia Ices) ähnlich überzeugen, etwa mit dem bezaubernden „Renée“ in der Version von Black Submarine (ehemals The Black Ships, mit Mitgliedern aus dem The Verve/Goldfrapp/Coldplay-Umfeld) mit der Londoner Sängerin Amelia Tucker.

Mit großen Stars wie viele andere Tribute-Alben kann „Spirit of Talk Talk“ allerdings kaum dienen: Außer einiger Indie-Größen wie Recoil (mit dem ehemaligen Depeche-Mode-Drummer Alan Wilder), Joan As A Policeman oder Turin Brakes gibt es zahlreiche unbekannte Acts zu entdecken — allerdings mit bemerkenswert vielen starke Stimmen. Ein ausdrückliches Lob auch an die Koordinatoren des Projekts: Obwohl das Album aus 30 Einzelproduktionen besteht, hat man es geschafft es (über weite Strecken) wie aus einem Guss wirken zu lassen.

Fazit: Wer Talk Talk liebt und nicht völlig vernagelt in seiner Weltsicht ist, der wird durch dieses Album einige Bewunderer und Nachfolger der Band kennenlernen, die neugierig auf sich machen und die Originale noch einmal aufwerten.

→ Lone Wolf – Wealth auf Youtube

→ Recoil feat. Shara Worden „Dum Dum Girl“ auf Youtube

→  Black Submarine feat. Amelia Tucker „Renée“ bei Soundcloud

→ Talk Talk „Live At Montreux 1986“ — Die vielleicht beste Pop-Band der 1980er Jahre, erstmals live in Bild und Ton