Nervöse Rhythmen, endlose Wiederholung von Akkorden und Samples – nichts für gemütliche Stunden, sondern eher anstrengend. Kein Meisterwerk.
Vor kurzem haben die beiden Herren vorgerückten Alters das erste Ergebnis ihrer Zusammenarbeit veröffentlicht, und schon folgt mit dem neuen Album „High Life“ der zweite Streich. Keine Outtakes aus „Someday World“ erwarten den Hörer, sondern sechs Titel, die allesamt in nur fünf Tagen entstanden.
Während der Vorgänger mit Pop-Songs und beinahe eingängigen Melodien aufwartet, zeigt „High Life“ die eher an Klangwelten orientierte Seite Enos, der erneut dominiert. Mag man sich bei dem neunminütigen Eröffnungssong „Return“ mit seinen von Gittarist Karl Hyde stoisch wiederholten zwei Akkorden, dem Synthesizer und dem luftigen Walla-Walla-Hintergrundgesang von Eno und Marianna Champion noch an Enos Werke aus den Achtziger- und Neunziger-Jahren erinnert fühlen, so vereinen die folgenden Titel „DBF“ und „Time to Waste it“ (ungewollte Ironie?), bei dem Hydes Gitarre den Vortritt hat, nervöse Energie. Diese ist jedoch mit einer Monotonie gepaart, die man nur gelegentlich ertragen kann. Das hat man von Meister Eno auf seinen Großwerken „My Life in the Bush of Ghosts“ oder „Wrong Way Up“ schon abwechslungs- und einfallsreicher gehört. Auch das letztlich belanglose „Lilac“ versucht ein weiteres Mal, sonnigen Wave-Pop mit afrikanischen Rythmen zu vereinen. Das ist alles andere als eine neue Idee. Doch immerhin hat Brian Eno diese Fusion als Interpret und Produzent seit den Achtzigern maßgeblich vorangetrieben.
Es wäre ungerecht, Bria Eno und Karl Hyde nur Selbstzitate zu unterstellen. Im Vergleich zu anderen aktuellen Werken der Pop-Musik, die sich gerne und oft der wenigen bahnbrechenden Ideen früherer Generationen ungeniert bedienen, jammern wir hier auf beachtlichem Niveau. Denn immerhin zitieren Eno und Hyde eigene Geistesblitze, die sie zudem zumindest im Ansatz zeitgemäß überarbeitet haben.
„Moulded Life“, das vorletzte Stück, sollten alle überspringen, die von Reizüberflutung geplagt sind. Denn dort treffen die eher nervenden Elemente des ‚Underworld‘-Sounds auf die etwas anstrengenden Einfälle von Brian Eno. Dann ist – schwupp – der letzte Titel erreicht: „Cells and Bells“, der mir am besten gefällt. Denn dort entert Karl Hyde das Mikro. Dadurch verleiht er dem Titel eine spezielle Athmosphäre. Zudem schwebt der Song irgendwie träge durch den akustischen Raum und läßt einem jene Luft zum Atmen, die einem der überwiegende Teil des Albums zuvor fast genommen hat. Worüber er singt? Keine Ahnung, aber es hört sich gut an + und das ist alles, was zählt. Mir persönlich hätte eine halbe Stunde „High Life“ gereicht, nun sind es beinahe 45 Minuten geworden. Aber es gibt ja die Stopp- und die Skip-Taste …