Wollte sich Manu Delago mit seiner Ansage schützen oder selbstbewusst darauf hinweisen, was sein Live-Trio leisten kann? So oder so, bereits beim Hinweis darauf, dass man nur drei Tage Zeit gehabt habe, das neue Material einzustudieren, war klar, dass er als Sieger vom Platz gehen würde. Klappt nicht alles perfekt, sind die Mängel zumindest notdürftig entschuldigt, andernfalls werden sie als Helden gefeiert. Zumindest handwerklich waren keine groben Schnitzer zu erkennen. Zwar hätten die Bässe eine Spur geringfügiger wummern dürfen, aber selbst heiklere Stellen wie das abrupte Ende hat das Trio auf den Punkt gespielt.
Das ist schön, aber erst die halbe Miete – und von der anderen Hälfte ist Manu Delago
doch ein wenig schuldig geblieben. Dabei hat es nicht an Material und Abwechslung gemangelt. Elektronisches Schlagzeug und Kesselpauke, ein wohl selbstgebautes Streichinstrument, Geige und elektronische Kinkerlitzchen sollen nicht nur Abwechslung bringen, sondern Delagos Kompositionen zu energisch-düsteren Gebilden aufbauschen. Das ist – so interessant das Hang ist und so versiert er es einsetzt – mit seinem Hauptinstrument nicht möglich. Das zwar metallisch klare, aber doch weich klingende Hang, ist nicht für abgründige Klänge geschaffen. Doch so schafft er es mitunter mühelos, Tricky-düstere Stimmung hervorzurufen oder seine Songs zum beinahe-apokalyptischen Grollen aufzubauschen. Manu Delago beschränkt sich auf simple, redundante Melodien und Kompositionen, die sich allmählich entwickeln. Doch immer wieder verfällt er in bekannte Muster, fehlen an diesem Abend suggestive Kraft und Originalität.
Aber Manu Delago und seine Partner Isa Kurz (Piano, Geige, Gesang) und Chris Norz (Schlagzeug, Pauke) bleiben noch zwei Monate, die Längen zu poetisieren oder die Berg- und Talfahrt zu dramatisieren, bis der Ernst der Tournee beginnt. Bei der Testklausur sind sie schon mal anständig durchgekommen – zum ’summa cum laude‘ ist noch ein gutes Wegstück zu überwinden.