Kategorie: Wiederveröffentlichung

Pablo Casals „Johann Sebastian Bach – The Cello Suites“ (3-LP-Box)

[rating=5] Barock – Pablo Casals‘ Jahrhundertaufnahme in edler Vinyl-Ausgabe.

Pablo Casals’ Aufnahmen der Cellosuiten Bachs gehören zu den ganz großen musikalischen und diskografischen Meilensteinen der Schallplatte im 20. Jahrhundert. Mehr noch: Erst durch Casals’ bahnbrechende Ersteinspielung rückten die Suiten in den Mittelpunkt des Cello-Repertoires und wurden Prüfstein für alle folgenden Generationen. Als Casals sie zwischen 1936 und 1939 aufnahm, war er bereits in seinen Sechzigern und hatte sich ein Leben lang mit den Kompositionen beschäftigt. Obwohl seine Einspielungen heute als interpretatorisch und spieltechnisch überholt gelten, haben sie nichts von ihrer Faszination verloren. Es bedarf nur einiger Noten und man versteht, warum Casals’ Aufnahmen durch die Jahrzehnte, jenseits aller Diskussionen um historisch authentisches Spiel, eine ungebrochene Faszination auf Hörer und Cellisten ausübten. Die Eindringlichkeit und Intensität mit der Casals musiziert, machen diese Einspielungen zeitlos, losgelöst von einer musikwissenschaftlichen Analyse.

Die Aufnahmen stammen aus der Schellack-Ära und sind naturgemäß klanglich nicht mit modernen Aufnahmen zu vergleichen. Dennoch: Das sorgfältige EMI-Remastering von 2011 holt vermutlich das maximale aus den Rillen heraus. Bei der nun erscheinenden, luxuriös ausgestatteten 3-LP-Box kommt dann das richtige Medium für die historischen Aufnahmen hinzu. Selbst bei einem direkten Vergleich mit der entsprechenden CD-Ausgabe von Warner Classics (dem Nachfolge-Label EMIs) kann die analoge Wiedergabe vollends überzeugen. Der Unterschied ist frappierend: Die Suiten klingen auf Vinyl viel natürlicher und wärmer als jeder Versuch, die 80 Jahre alten Aufnahmen auf CD zu pressen. Dies ist ein unverzichtbarer Meilenstein in jeder klassischen (Vinyl-)Sammlung.

Review vom 16.07.2001 zu Pablo Casals „J.S. Bach – Cello Suites No. 1-6“ auf schallplattenmann.de

Pablo (Pau) Casals auf de.wikipedia.org

Bach: Suiten für Violoncello solo auf de.wikipedia.org

(Bild: Warner Classics)

Deep Purple „Machine Head (40th Anniversary Edition)“

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Artwork: [rating=1]
Musik: [rating=5]
Klassischer Hardrock: Smoke on the water forever.

Zum dritten Mal erschien vor einigen Wochen der Deep-Purple-Klassiker „Machine Head“ (1972), eines der drei Alben der „Holy Trinity“ des Hardrock (neben Led Zeppelins „IV“ und Black Sabbaths „Paranoid“), als CD – natürlich im neuen Remastering und natürlich rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft.

Fangen wir einmal mit dem Unerfreulichen an: Das Artwork der ’normalen‘ 1-CD-Ausgabe (das Album erscheint auch als üppig ausgestattete [amazon_link id=“B008S6B41C“ target=“_blank“]4-CD+DVD-Box[/amazon_link]) ist geradezu unverschämt schäbig und lieblos gemacht. Wohl ursprünglich als Mini-LP-Cover gedacht, bringt die Miniaturisierung in Wirklichkeit außer unleserlichen Sleeve-Notes und mikroskopischen Fotos keinen echten ästhetischen Gewinn, zumal ein hässlicher schwarzer Balken auf dem Frontcover links verkündet, dass es sich um die „40th Anniversary Edition – Original Album 2012 Remaster“-Ausgabe handelt. Die CD steckt ohne zusätzliche Hülle in der Pappe, ein gefalteter Einleger reproduziert das Original-Textblatt der LP-Ausgabe, natürlich auch entsprechend miniaturisiert und ergo nahezu unleserlich. Für eine derzeit im Normalpreis-Segment angesiedelte CD ist dies schlichtweg dreist. Punkt.

Kommen wir zur Hauptsache, der Musik: Das neue Remastering ist schlichtweg phantastisch geraten, so transparent und tiefgehend, dass man es kaum glauben mag, welche Details man da zu hören bekommt! Die man bei den vorigen Ausgaben (und Roger Glovers 1997er-Remixe waren alles andere als schlecht) bisher nicht hören konnte. Die Instrumente – aber auch die Backing Vocals – kommen nun viel besser zur Geltung, was vor allem Bass und Orgel im Mix präsenter wirken lässt, ohne dass die anderen Instrumente in den Hintergrund gedrängt werden: Mehr Präsenz und mehr Transparenz bedeuten bei solch einem Album definitiv auch mehr Freude beim Hören. Den vertrauten Longplayer, es ist Deep Purples erfolgreichste Veröffentlichung, mit seinen Gassenhauern „Smoke On The Water“, „Highway Star“, „Lazy“ und „Space Truckin'“ kann man so, nach 40 Jahren, wirklich ein Stück weit neu entdecken und dabei feststellen, dass „Machine Head“ immer noch ein gigantisches Stück Rock’n’Roll ist.

Fazit: Ganz gleich welche Ausgabe von „Machine Head“ man zu Hause stehen hat, dieses Remastering sollte sich über kurz oder lang dazu gesellen. Ob man für das grauenvoll umgesetzte Artwork der 1-CD-Version so viel Geld ausgeben möchte oder lieber gleich zur üppig ausgestatteten Deluxe-Version greift, bleibt dabei jedem selbst überlassen.

Deep Purple „Machine Head“
Deep Purple „Machine Head“ auf de.wikipedia.org
Offizielle Homepage von Deep Purple