Schlagwort: Instrumentalmusik

Lymland „Rymdar“

lymland_rymdar_artwork[rating=3]Filmmusik ohne Film, oder: Klänge, welche die Imagination des Hörers beflügeln sollen.

Es ist durchaus ambitioniert, was das junge schwedische
Duo Lymland hier auf seinem zweiten Album „Rymdar“ zum Besten gibt. Sonja Perander und Jerker Kaj verzichten dabei auf
Gesang und allzu plakative Elemente, sondern setzen mit Synthies, Piano, Gitarren und unterstützenden weiteren Instrumenten wie Glockenspiel, Trompete und Cello auf ruhige, fließende Klänge. Beinahe könnte man an Minimal-Sound denken oder Brian Enos „Music for Airports“. Die neun Titel strahlen Harmonie und Ruhe aus und bilden in ihrer Gesamtheit einen reizvollen, ruhigen Klangfluss.

Das kommt einfach und ohne großes Programm daher und weckt, die an lange filmische Einstellungen von Naturmotiven denken lassen. Tatsächlich bezieht sich das Duo auf die Filme des schwedischen Regisseurs Roy Anderson, deren Kenntnis für den Hörgenuss jedoch nicht unerlässlich ist.
Obwohl in den einzelnen Stücken nichts wirklich Spektakuläres passiert, dringen die eher sanften Klänge aufs Angenehmste ins Ohr, um sich durch die Gehörgänge ins Gehirn fließend und warm zu verbreiten. Daher sind die einzelnen Titel eher als Teil eines größeren Ganzen gedacht, das Momente der Entspannung und Ruhe im großstädtischen Gewusel erzeugt.

Programm-Musik also? Vielleicht – aber nicht, um Wohlfühlatmosphäre für Konsumenten in Shopping-Centern zu erzeugen, sondern vielmehr um dem unablässigen Strom an hektischen Sinnesreizen für die Dauer eines Albums zu unterbrechen. Das gelingt gut. Und obwohl sie nicht auf Dramatik setzt, propagiert die Band auch nicht die reine Idylle. Mit bewusst einfach gehaltenen Stücken bietet das Dzo mit gelegentlichen Störgeräuschen durchsetzte Harmonie. In seiner Konsequenz über die gesamte Länge eines Albums kann man diesen Ansatz beinahe schon radikal nennen.

Trotzdem das bestimmende Element der Kompositionen Wiederholungen mit langsamen Veränderungen sind, zeigen Sonja Perander und Jerker Kaj auch, dass sie ein Händchen für Melodien haben. Die beiden Musiker sehen aus wie Hipster, kleiden sich wie Hipster und machen demnach also Musik für Hipster? Nicht ganz: Der Spaß, der sich einstellt, wenn man sich auf Konzept und Klang einläßt, erfordert weder Coolness noch Stilbewußtsein – und schon gar keine Abgrenzung von allem möglichen. Neugierde und Offenheit reichen. Nicht jeder Moment auf „Rymdar“ überzeugt; aber alles in allem verdient diese sympathische junge Band viele Zuhörer. Und wir Hörer wiederum haben bei all dem hektischen Gedudel, das aus vielen Lautsprechern klingt, auch mal eine angenehme Unterbrechung verdient.