Adam Ant „Adam Ant Is The Blueblack Husar Marrying The Gunners Daughter“

Adam Ant Welcome to Adams World

Adam Ant war in den frühen Achtzigern der Posterboy für die Mädchen, denen Johnny Rotten zu hässlich und Ian Curtis zu depressiv war. Als „Prince Charming“ beschäftigte er eine Zeitlang die englische Musikpresse und die Hitparaden mit tanzbaren Titeln wie „Goody Two Shoes“, im Grunde ein schneller Shuffle voller Emphase für „good vibrations“ (und gegen die Laster des Rauchens und Trinkens). Daneben schauspielerte Mister Ant ein wenig.
Nach kurzer Zeit war seine Karriere vorbei, was vielleicht damit zusammenhängen mochte, dass man hinter all den Images und dem bemühten Glam, den Rollenspielen und aufwändigen Bühnenshows, nur einen ziemlich durchschnittlichen Sänger und Musiker erkannte. Ein Fall für die Achtziger-Jahre-Recycling-Revuen also, bei denen gleich ein ganzes Rudel ehemals aktueller Bands ihre alten Hits nachspielt.

Achtzehn Jahre sind seit der letzten Veröffentlichung von Adam Ant vergangen; ein Zeitraum, in dem durchschnittlich drei bis vier Generation Popstars kommen und gehen. Nun also Adam Ant als 58-jähriger, schwarzblauer Husar, der das Töchterchen des Kanoniers geheiratet hat. Die Hochzeit mit dem Töchterlein, also der Kanone, auf die Adam Ant in „Marrying The Gunner’s Daughter“ anspielt, war eine drakonische Maßnahme der britischen Kriegsmarine: Befehlsverweigerer wurden vor die Kanone gebunden und diese dann abgefeuert. Mr. Ant pflegt also britischen Humor. Er hat, wie es scheint, eine ganze Menge erlebt in jenen beinahe zwei Jahrzehnten und davon will er uns nun ausführlich in 17 Titeln darüber berichten. Da hat einer Nachholbedarf.

„Cool Zombie“ leitet Adams Husarenritt mit Slidegitarre, Koyotengeheul (sein altes Markenzeichen) und energischem Rhythmus ein, flankiert von einem Chor, der irgendwie an die Jimmy-Miller-Phase der Stones erinnert. Der Song ginge als klassische Rocknummer durch, wenn nicht fiepsende Störgeräusche und andere Merkwürdigkeiten den Eindruck trübten. Bevor man sich in den überwiegend vertrauten Gemächern des Rock’n’Roll gemütlich einrichten kann, ist der Titel schon wieder vorbei. Es folgt „Stay In The Game“, das ein bisschen daherkommt wie eine Neuauflage eines Songs von 1980: ‚flache‘ Gitarre, irgendwie verwehter Gesang, dünnes Schlagzeug. Sogleich folgt das programmatische „Marrying the Gunners Daughter“, eine Art launige Revue vergangener Zeiten, vielleicht der eigenen Karriere. Für mich typisch Adam Ant: „You Know Me, I’ve Gone Too Far“; „Vince Taylor“ hätte auch Ian-Dury-Song sein können.

Nach dieser ersten Salve läutet „Valentines“ ein Intermezzo ein, das irgendwo zwischen Syd Barrett und Schlager changiert: »I know, where the pain is, I know, where the hurt is.« Ach ja. Jetzt würden wir die erste Seite der LP umdrehen, aber es geht pausenlos weiter.
Weil Endfünfziger noch nicht völlig zum alten Eisen gehören, schmachtet Adam nun eine ungenannte Dame an, ihn wie den Dreckskerl zu behandeln, der er eben sei. Mit Drums, die sich anhören wie aus dem Computer und einem irgendwie fiesen Sound, singt er dann vom „Punk Girl“, das einem mittelalten Mann begegnet, der vermutlich Adam heißt. Es geht natürlich um Sex und um eine gehörige Portion Selbstmitleid. Noch mehr krauses Zeug bietet „Cradle Your Hatred“, bevor „Old Men, Tough Blokes“ wieder mit Punkzitaten kurzzeitig aus dem Schlummer reißt.
Das alles wäre längst genug. Die ’15 Minutes of Fame‘ sind schon seit etwa 25 Minuten vorbei, aber Adam Ant macht unerbittlich weiter, mal mit einer Donovan-Replik, dann mit einem typischen Ant-Song, hier eine Computerdrum, da ein Effekt, dort das Duett mit sich selbst. Das ist auf Dauer zappelig und nervig. Aber das war ja schon damals bei „Goody Two Shoes“ nicht anders.

Offizielle Homepage von Adam Ant

(Foto: Popup)