Der Belgier Milow scheint ein Optimist zu sein, oder aber zumindest ein moderner, aufgeklärter Mann.
Milow denkt sich vermutlich nichts dabei, seine nunmehr fünfte Platte am Freitag, den 13. zu veröffentlichen. Das Dunkle, Mystische war ohnehin nie sein Thema, auch wenn es in „Howling at the Moon“ auf den ersten Blick so scheint. Dabei geht es in dem Song um „mehr Licht“, wie Milow erläutert: es sei „ein total einfacher Folksong mit sommerlichem Flair“. Stimmt, man kann den Titel gut an einem sommerlichen Tag hören, vielleicht in einem Café am Wasser. Trotzdem ziehen die Songs nicht einfach vorüber wie ein laues Lüftchen, und inhaltlich geht es auch weniger um Girls, Eiscreme oder den endlosen Sommer. Dafür ist Milow denn doch zu erwachsen und ernsthaft.
So finden sich in seinen neuen Liedern durchaus Themen wie soziale Vereinsamung trotz steter Online-Verfügbarkeit („Lonely One“), oder – wie in „The Fast Lane“ – auch um Reminiszenzen an die eigene Kindheit in einer belgischen Kleinstadt: „I’m from a town where nothing ever takes you by surprise (…) I know that’s why I pushed so hard to get out of there“. Einen „Soundtrack für Sorgen, Zweifel und Träume“, den Milow nach seinem Bekunden mit „Modern Heart“ schaffen wollte, hören da jedoch höchstens notorisch Depressive heraus. Denn das Rastlose, Zweifelnde mancher Textzeile wird in der Regel von einer eher fröhlichen Melodie wieder in die Schranken verwiesen.
Gleiches gilt stilistisch: Milow sagt, er habe etwas Neues ausprobieren, sich weiter entwickeln und aktuelle Klänge adaptieren wollen. Die Vielzahl der beteiligten bekannten Produzenten und Songschreiber bleibt aber glücklicherweise überwiegend unaufdringlich. Im Vordergrund stehen, wie gewohnt, Milows Stimme und seine akustische Gitarre. Daran ändern auch orchestrale Elemente, Elektronika oder Drumbeats nichts, und das ist auch ganz gut so. Allzu groß sind die Unterschiede zu den vier vorigen Alben also nicht. Aber man trifft auf von dem Sänger so bislang nicht gehörte Elemente. Sie erweitern und ergänzen das bekannte Klangspektrum Milows, ersetzen es jedoch nicht.
Milow operiert wie gewohnt im Singer-, Songwriter-Genre und macht das auf seine eigene Art auch ganz gut. Fröhliche Melodien und durchaus nachdenkliche Texte sind bei ihm kein Widerspruch, aber der Weltverbesserergestus vieler Folkies fehlt ihm. Gut acht Jahre nach seinem bislang größten Erfolg mit dem 50-Cent-Cover „Ayo Technology“ bietet „Modern Heart“ also den vorsichtigen Versuch einer Modernisierung seiner Musik. Insgesamt ein angenehmes Album für den Sommer, das man auch im Herbst noch hören kann.