TheNoise’ Top 5 2012

Martin Tingvall - En ny dag (Skip Records)

Aldona „Sonet“
Mitreißend-gefühlvolle Gedichtvertonungen, eine charakteristische Stimme und originelle Arrangements.

Martin Tingvall „En Ny Dag“
Poetische Lieder, die ihre Kraft aus großer Ruhe schöpfen.

Erstes Wiener Heimorgelorchester „Ütöpie“
Hintersinnig-spachwitzige Vertonung des Absurden.

Matthias Schriefl „Six, Alps and Jazz“
Jazz und Volksmusik sind schon seit langem ein attraktives Paar. Matthias Schriefl hat es neu eingekleidet – traditionsbewusst und originell.

Goetz Steeger „User“
Poetisch, nachdenklich und humorvoll – ein bemerkenswertes Album, im Alleingang eingespielt.

Ehrenhafte Erwähnung
Strom & Wasser „Featuring The Refugees“
Heinz Ratz verbindet mit seiner eigenständigen Musik ein bemerkenswertes soziales Engagement. „Featuring The Refugees“ hat er mit Asylbewerbern eingespielt. Die Hürden, die ihm die Behörden dabei in den Weg gelegt haben, sind eine eigene Geschichte

… und ein frohes neues Jahr

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ein frohes neues Jahr und einen guten Start in ein hoffentlich spannendes Musikjahr.

Der Schallplattenmann ist 2012 in neuer Form zurückgekehrt. Doch das ist nur der erste Schritt gewesen: Das Blog-Team wird sich 2013 um Verstärkung bemühen und will bald schon wieder möglichst viele Facetten der nach wie vor interessanten Musikwelt präsentieren.

Das Leben ist einfach zu kurz für langweilige und schlechte Musik. Auch im neuen Jahr …

Fröhliche Weihnachten

Frohe Weihnachten - Foto mit freundlicher Genehmigung von Petra Schulten

Allen Lesern und Leserinnen des Schallplattenmanns wünscht das gesamte Redaktionsteam fröhliche Weihnachten — natürlich mit hoffentlich viel guter Musik.

(Foto: Petra Schulten)

Unterbiberger Hofmusik „Bavaturka“

Unterbiberger_Hofmusik_Bavaturka (Himpsl Records)[rating=4]

Unterbiberger Hofmusik - Bavaturka (Himpsl Records)Auch die Welt der Musik ist rund – dadurch rücken die Traditionen zusammen, je weiter sie auseinander liegen. Wie vorzüglich bayrische und türkische Musik harmonieren kann, hat die Unterbiberger Hofmusik schon in ihrem Album „Made in Germany“ (2010) anklingen lassen und im vergangenen Jahr bei einem Konzert mit dem türkischen Chor und Orchester Armoni Ahenk gezeigt.

Mit ihrem aktuellen Album „Bavaturka“ vertieft die Gruppe die bayrisch-türkischen Beziehungen. Dabei greifen sie nicht nur türkische Volkslieder wie das mit seinem Kinderlied-Charakter einfache „Daǧlar gibi dalgari“ oder den Volkstanz „Mahur Zeybek“ auf. In anderen Kompositionen, die der Komponist Kubilay Üner beigesteuert hat, vermischen sich die unterschiedlichen Traditionen direkt und am überzeugendsten. Das ist kein Zufall: Der in Los Angeles arbeitende Komponist mit türkischen Wurzeln ist in München geboren. Sein Stücke „Dere Geliyor“ beruht auf einem Volkslied aus Thrakien, dem europäischen Teil der Türkei, und einem Lied aus dem Bayerischen Wald. Neben diese Crossover-Stücke stellt die Unterbiberger Hofmusik ganz selbstverständlich ihre Interpretationen bayerischer Volkslieder, neue Kompositionen im traditionellen Stil oder auch Jay Ashbys Beschäftigung mit armenischen Volkstänzen. Neben Ashby, der bei einigen Stücken auch Posaune und Perkussion spielt, gibt es noch weitere alte Bekannte: den wie immer quirligen und ideenreichen Trompeter Matthias Schriefl und den Oud-Spieler Şeref Dalyanoǧlu.

Noch sind die Unterbiberger in der türkischen Musik nicht vollends aufgegangen. Deren Dialekt geht ihnen – das ist mehr als verständlich – noch nicht so leicht von der Hand wie der eigene. Auch ohne den direkten Vergleich des Konzertmitschnitts mit dem Armoni-Ahenk-Chor und dem Türkischen Radioorchester merkt man, dass es ihrem Spiel noch an der Selbstverständlichkeit fehlt, die die Stücke so richtig „swingen“ lassen würde. Allerdings hat es sich die Unterbiberger Hofmusik auch nicht einfach gemacht und sich weit aus dem Fenster gelehnt: Sie singen auch auf Türkisch.
Die Unterbiberger Hofmusik hat ein neues Kapitel im großen Buch der Weltmusik begonnen und sie haben im Sinn, einen Fortsetzungsroman zu schreiben. Der erste Teil ist überaus gelungen, auf die weiteren darf man gespannt sein.

Bisherige Rezensionen zur Unterbiberger Hofmusik bei schallplattenmann.de

Konzerte der Unterbiberger Hofmusik

Bisherige Rezensionen zu Matthias Schriefl auf schallplattenmann.de und im Schallplattenmann-Blog

(Foto: Himpsl Records)

Heidi Happy „On The Hills“

[rating=4]

Heidi Happy Nach ihrem Ausflug in die Welt der Pop-Philharmonie ist Heidi Happy wieder zum countrylastigen Folkpop zurückgekehrt. Die Schwermut ist nicht verschwunden, aber manche Lieder sind etwas fröhlicher ausgefallen, wodurch sie mitunter eine Spur banaler wirken. Heidi Happys Lieder sind ohnehin ein wenig gefälliger als beispielsweise die ihrer mehr dem kunstvollen Pop zuzuordnenden Kollegin Sophie Hunger. Aber Heidi Happy ist selbst dann nicht minder raffiniert, wenn sie wie in „Patient Heart“ das naive Mädchen gibt – ein Rollenbild, mit dem sie noch immer gerne spielt und für das sich ihre Stimme hervorragend eignet.

„On The Hills“ ist ein homogenes, abwechslungsreich arrangiertes Album. Wie immer stechen die Stimme der Luzerner Musikerin und der mehrstimmige Gesang hervor. Er ist eines der Markenzeichen von Heidi Happy und gibt manchen Liedern – etwa „I’m Busy“ – einen leicht nostalgischen Touch. Mit ihm sorgt sie aber auch, in „Land Of Horses“ für cineastische Dramatik. Die stärksten Stücke des Albums sind die melancholischen, „Canada“ und „Not Long Ago“, ein traurig-romantisches Duett mit Scott Mathew, dessen warm-weiche, gefühlvolle Stimme hervorragend mit der von Heidi Happy harmoniert.

Trotz gelegentlicher klischeehafter Passagen – etwa die künstliche Dramatik durch die verzerrte E-Gitarre in „Bad Boy“ – finden sich auch auf diesem Album wieder jede Menge charmanter Ideen, von originellen Gesangsarrangements und einem schrägen 20-er-Jahre-Cabaret-Piano bis hin zu Elektropop-Anklängen.

Bisherige Rezensionen zu Heidi Happy auf schallplattenmann.de und eine Konzertbesprechung im Blog

Sophie Hunger – 1983 auf schallplattenmann.de

(Foto: Irascible Distribution)