Autor: TheNoise

Etran Finatawa, 19.4.2015, Spielboden, Dornbirn (A)

DSC_1512Singen sie eigentlich vom Wüstenwind oder von Freiheit und Frieden, singen sie von korrupten Eliten oder sind es doch romantische Liebeslieder? Es kommt nicht darauf an. Und auch nicht darauf, zu welchen Anlässen die Musiker von Etran Finatawa sonst die prächtigen Kleider tragen, mit denen sie auf der Bühne stehen.

Etran Finatawa haben ein anderes Alleinstellungsmerkmal als andere Tuareg-Bands gewählt: Im vor gut zehn Jahren gegründeten Quartett finden sich zwei Volksgruppen – die in ihrem traditionellen weiten Übergewand und Gesichtsschleier auftretenden Tuareg Alhousseini Mohammed Anivolla (Leadgitarre, Gesang) und Gouma Abdoul Jamil (Perkussion und Rhythmusgitarre) und die beiden Wodaabe, Bammo Agonla (Gesang) und Mamane Tankari (Wasserkalebasse) in auffälligen, wohl rituellen Kleidern. Auf die beiden Wodaabe gehen die mehrstimmigen, oft im ‚call and response‘-Stil gehaltenen Passagen zurück.
Im europäischen Kontext ist das Outfit nur Folklore. Doch die Musik wirkt auch dann, wenn man den traditionellen Hintergrund nicht versteht. Man muss nicht wissen, von welchem Volk die Lieder sind und ob eines von ihnen auch beim Geerewol gespielt wird, dem traditionellen „Brautschaufestival“, das Werner Herzog Ende der 1980er-Jahre in seinem Film „Die Hirten der Sonne“ vorgestellt hat. Der durchweg langsame Rhythmus, der vielen Liedern eine eigentümlich melancholische Stimmung verleiht, der oft mehrstimmige Gesang und die redundante Struktur versetzen in eine einlullende Trance, die gleichzeitig die Sinne zu schärfen scheint.
Dabei agieren Etran Finatawa im ersten, kürzeren Set abwechslungsreicher, während im zweiten Teil, der keine neuen Aspekte des Tuareg-Blues mehr bringt, die suggestive Monotonie im Vordergrund steht.

Etran Finatawa hüllen sich nicht in die Aura des Rebellentums, die Bands wie Tinariwen und Toumast pflegen, und sie scheinen bis auf die Tatsache, dass die Musiker unterschiedlichen, traditionell nomadisierenden Ethnien angehören, keine Ambitionen zu haben, den Wüstenblues um neue, ungewohnte Facetten oder Klangfarben zu bereichern. Das müssen sie auch nicht. Denn was im Konzert zu hören ist, reicht völlig, um nach zwei Stunden vergnügt nach Hause zu gehen.

Max Lässer und das Überlandorchester „1:1“

Max_Laesser_cover_1zu1[rating=4] Weltoffenes aus der Schweiz: Max Lässer holt die Welt zu sich und formt seine eigene alpine Weltmusik

Noch in den 90er-Jahren wurde es als unerhört empfunden, traditionelle Volksmusik mit modernen Elementen anzureichern. Heute ist das so selbstverständlich, dass man das reine Original – so es das denn überhaupt gibt – suchen muss. Doch auch wenn man es in
Volksmusikkreisen lange nicht wahrhaben wollte: Musik hat sich immer verändert und weiterentwickelt. Und einer, der schon lange daran arbeitet, ist Max Lässer. In den 80er-Jahren spielte er alte Schweizer Tänze ein, bevor er sich dem Folk und dem Austausch mit afrikanischen Musikern widmete.
Nun ist er schon seit rund 15 Jahren konsequent dabei, mit seinem Überlandorchester seine eigene Spielart universaler Volksmusik mit Schweizer Wurzeln zu entwickeln – mit Gitarre, Dobro und Mandoline, Schwyzerörgeli, Hackbrett und Kontrabass. Das Orchester ist zum Quartett geschrumpft – oder, um bei der Volksmusik zu bleiben, auf Stubete-Größe – die Musik ist nach wie vor grossartig. Das Album „1:1“ bringt lauter Live-Mitschnitte, allerdings nicht von bereits bekannten, sondern von neun durchweg neuen Stücken.
Da werden anrührend-heftiger Blues („Bibere Musik“), Folk („Luna“) und Volksmelodien aus dem 19. Jahrhundert verschmolzen. Die Musik des Quartetts kommt besonders bei jazzigen Ansätzen in Fahrt oder wenn die Musiker zu bluesen beginnen. Sie bringen jedoch keine „lüpfige“ Tanzbodenmusik, sondern spielen überwiegend mit einer gewissen akademischen Förmlichkeit auf.

Max Lässer spielt mit seinem Überlandorchester keine Volksmusik. Aber er schöpft aus ihr genauso wie aus der Musik von Cream oder den Rolling Stones, mit der er aufgewachsen ist.
Das Heimatliche in der Musik dient Max Lässer nicht dazu, sich gegen den Rest der Welt abzuschotten, um den Raum kleiner und überschaubarer zu machen. Für ihn ist Heimat vielmehr ein Punkt, von dem aus er die Welt betrachtet, auf sie zugeht und sie zu sich holt.

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(Foto: Phonag)

Ana Moura, 7.3.2015, SAL, Schaan (FL)

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Dass in einem derart kleinen Land wie Liechtenstein so viele Portugiesen wohnen, ist die erste Überraschung des Abends. Geschätzt die Hälfte der Besucher im fast ausverkauften SAL wollen von Ana Moura ihre Sehnsucht nach der Heimat gestillt bekommen. Das passt – denn Sehnsucht ist eines der Grundthemen des Fados, und das andere die Saudade, eine besondere Art der Traurigkeit oder Wehmut. Ana Moura, deren letztes Album „Desfado“ an die Spitze der portugiesischen Verkaufscharts stieg und sich wochenlang in den Top Ten hielt, sollte diesem Verlangen leicht gerecht werden können.
Mit ihrem 2012 erschienenen Album wurde Ana Moura von ihrem Produzenten Larry Klein ein wenig vom Fado weggeholt – das drückt sich auch im Albumtitel „Desfado“ aus, was etwa als Nicht-Fado übersetzt werden kann –, indem er ihrer Musik eine jazzige Komponente verpasste. Dementsprechend ergänzt sie auch im Konzert das traditionelle Fado-Trio (Guitarre Portugues, klassische Gitarre und Bass) um Schlagzeug und Keyboard. Doch auch wenn der Schlagzeuger und Perkussionist Mário Costa variantenreich klöppelt und Keyboarder João Gomes sein E-Piano für ein Solo auch mal das Register für die Klangfarbe Hammondorgel zieht, vermitteln sich weder Saudade noch Originalität und Eigenständigkeit.
Der Grund dafür mag auch technischer Natur sein: Die Stimme von Ana Moura wirkt durchweg wie durch einen Kompressor geschleift. Das drückt sie zwar nach vorne, lässt sie aber auch eindimensional wirken. Und die subtilen Stellen werden so auch nicht gefühlvoller. Die Band wiederum klingt nicht deswegen druckvoll, weil sie so forciert spielt, sondern weil sie der Verstärker pusht.
Dass Ana Moura bei jedem Stück im Zweivierteltakt zum heftigen Mitklatschen einlädt und so der Show praktisch von Beginn an eine Komponente billiger Unterhaltung verleiht, macht die Sache nicht besser. Wenn Ângelo Freire an der Portugiesischen Gitarre am Ende des letzten Stückes den Refrain des mittlerweile zum Gassenhauer gewordene „Guantanamera“ einflicht, verdeutlicht er nur zu gut den Geist des Abends. Denn dass das eng mit der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung verbundene Lied aus politischem Impetus platziert worden sein soll, ist kaum zu glauben.

(Foto: TheNoise)

Tiger Lillies, 17.2.2015, Spielboden, Dornbirn (A)

Ist hier Fasching oder sind das Fans der Tiger Lillies? Am Faschingsdienstag ist es gar nicht so leicht einzuschätzen, ob die morbide Maskerade mancher Besucher bloss der Jahreszeit geschuldet ist oder ob der dafür betriebene, mitunter beträchtliche Aufwand doch der Band gewidmet ist. Die große Sause ist ohnehin programmiert. Denn die Tiger Lillies versprechen eine virile Show gepaart mit Texten, die vor Geschmacklosigkeiten und Provokationen nur so strotzen. Ihr Rezept ist – so betrachtet – simpel, ihre Umsetzung ein Genuss. Das Trio bietet ein Wechselbad aus mitreißenden und gefühlvollen Stücken und würzt seine Show mit wenigen Zutaten – darunter Theremin, Ukelele und Singende Säge – so geschickt, dass man erst im zweiten Teil des Abends merkt, dass hier mit wenigen Ingredenzien unterschiedliche Süppchen gekocht werden. Spätestens wenn man sich fragt, ob man das aktuelle Stück nicht schon einmal gehört hat, fällt es auf, dass sich die Tiger Lillies auch selbst recyceln.
Doch über weite Strecken verfängt das Konzept der Tiger Lillies. Für die theatralische Mimik des skurril geschminkten Bandleaders Martyn Jacques und seine schrille, durchdringende Falsettstimme kann man sich leicht begeistern, und seine exzellenten Mitmusiker spielen ihre Rollen mit Hingabe: Drummer Mike Pickering bewundert man dafür, mit welcher Hingabe er den Einfältigen mimt, während es Bassist Adrian Stout als besserwisserischer Beflissener leichter hat. Das Markenzeichen der Truppe, Martyn Jacques‘ exaltierter Auftritt, ist ohnehin eine Klasse für sich. Da überhört man gerne, dass er es mit dem dramatisierenden Vibrato hin und wieder ein wenig zu sehr übertreibt.
Als die Tiger Lillies ihren an das Kabarett der Weimarer Republik erinnernden Stil entwickelten, tanzte die Welt noch nicht am Abgrund. Im Nachgang des Punk waren sie damit absolut auf der Höhe der Zeit. Danach waren sie einzigartig, weil sie Projekte wie die Vertonung der Struwwelpeter-Geschichten erstklassig umsetzten. Jetzt hat sie der Zeitgeist wieder eingeholt. Die Dauergäste Wirtschaftskrise, Kriege und Bürgerkriege sowie die Angst vor Altersarmut und Arbeitslosigkeit verlangen, wie auch die bitteren Jahre der Weimarer Republik, nach einem Ventil. Die Tiger Lillies bieten es – und nicht nur das: Ihr schriller Auftritt erinnert an die Zeit, auf die auch so mancher Wirtschaftskommentator mit Blick auf die aktuelle Lage gerne verweist. Im Spielboden wurde es sicher nicht zu unrecht begeistert angenommen.

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James Blood Ulmer, 29.1.2015, Spielboden, Dornbirn (A)

James Blood Ulmer-6244Während Weggefährten wie Sonny Sharrock längst tot sind, verbreitet der in diesen Tagen seinen 75. Geburtstag feiernden James Blood Ulmer seine Altersweisheit auf der aktuellen Revelation-Tour. Auch wenn er dabei nichts verkündet, was man nicht ohnehin von ihm kennt und erwartet, bietet der Gitarrist immer wieder eindrückliche Momente – gewohnt sperrige, artifizielle Läufe ebenso wie berührend einfache Melodien; Letzteres allerdings nur so gelegentlich, wie er auch den einfachen Blues aufblitzen lässt, den er dann aber rasch wieder destruiert, während Calvin Jones den Walking Bass weiterzupft.
Calvin Jones (Bass) und Aubrey Dayle (Schlagzeug), der in einigen Formationen Ulmers spielt, begleiten den Altmeister in seinem zweistündigen Programm dezent und subtil. Sie liefern den anheimelnden Untergrund, auf den Ulmer seine spröden Gebilde setzt. Ulmer gesteht seinen beiden Mitstreitern das obligatorische Solo-Stück zu, das beide in gefühlvollem Kontrast zu den Kompositionen von James Blood Ulmer setzen. Gemeinsam mit den kurzen melodiösen Ausflügen Ulmers gewinnt dadurch der Abend an Spannung.

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(Foto: TheNoise)

Albin Bruhns Nah Quartett „Wegmarken“

Albin Bruhns Nah Quartett "Wegmarken"

Albin Bruhns Nah Quartett [rating=3] Die Wurzeln im Boden, den Kopf im Wind

Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht eine neue Gruppe vorgestellt wird, die die heimische Volksmusik neu interpretiert und die – Überraschung, Überraschung – mit ethnischer Musik anderer Länder kreuzt. Albin Brun ist keiner, der mit seiner Melange noch schnell auf den Zug aufgesprungen ist. Er wandelt schon lange zwischen Jazz und Neuer Volksmusik und mischt mit der Interkantonalen Blasabfuhr schon seit den 90er-Jahren Freejazz und Marschmusik. Vor wenigen Jahren verschmolz er die Musik seines Nah-Quartetts mit den Klängen eines weißrussischen Frauentrios.

Jetzt legt er seine „Wegmarken“ vor. Diese findet er erwartungsgemäß nicht nur in der Heimat, sondern auf dem Balkan ebenso wie im arabischen Raum, in Frankreich, Brasilien oder im südlichen Afrika. Albin Brun geht es jedoch nicht darum, möglichst viele Stile aufzugreifen. Es geht ihm also nicht um oberflächliche Originalität, sondern um Empfindungen – und das spürt man durchweg. Albin Brun interpretiert nicht fremdländische Musik, sondern eignet sich einzelne Elemente an, um Stimmungen zu kreieren, um seine Gefühle und Impressionen auszudrücken. „Die Wurzeln im Boden, den Kopf im Wind“, beschreibt er es selbst.

Hinter jedem Stück steht eine persönliche Erinnerung. Dass er diese erklärt, ermöglicht einen kurzen Blick auf die Person. Das ist schön, aber letztlich von geringer Bedeutung. Denn die Kompositionen sprechen für sich selbst. Sie sind von stiller Schönheit und selbst dann noch unaufgeregt, wenn es ausgelassen oder jazzig wird.

Offizielle Homepage von Albin Brun

(Foto: Doublemoon)

Veras Kabinett „Ungetüm“

Veras Kabinett "Ungetüm"

Veras Kabinett [rating=2] Schwache Texte zu einer schönen musikalischen Bandbreite

Dass wir alle Egoisten seien führte uns der kürzlich verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher in seinem letzten Buch vor. Eine Klage, die man – auch wenn sie immer wieder von Menschen entschärft wird, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen – periodisch vernimmt. An einer Veränderung zweifelnden Kulturpessimisten macht Vera Mohrs Mut. „Wir glauben daran“, singt sie für eine nicht näher bezeichnete Gruppe. Das macht sie allerdings so kleinmädchenhaft, dass man ihr nicht unterstellen möchte, dass es tatsächlich zu sinnvollen Veränderungen kommt.

Mohrs‘ Herangehensweise ist der eines Frank Schirrmacher diametral entgegengesetzt: derart naiv, dass sie es bereits mit den ersten Songs beinahe schafft, alles zu ruinieren und man sich nach bissigen Kritikern wie Heinz Ratz sehnt. Mit welcher sprachlichen Wucht hätte dieser besungen, wie gnadenlos die männlichen Küken in den Hühnerzuchtanstalten aussortiert und getötet werden? So aber bleibt es doch bei der richtigen Einstellung – aber der Wille zählt nicht für das Werk. Ihre Themen sind mitunter abgekaut („Püppchen II“), und immer wieder gibt es schiefe Bilder. So schaukelt sich Karussell hoch, und die dem Tod geweihten Küken sind eine „tapfere Legion“.

Das ist schade, denn musikalisch ist das von einigen Gastmusikern unterstützte Trio durchaus gediegen. Es zeigt sich mal schlicht und dann wieder elegisch, bietet sanft rockige Einwürfe oder gibt sich romantisch-düster. Die Sängerin garniert zwar ihre Melodien immer wieder mit überflüssigen Verzierungen, aber ihre Stimme ist – wenn sie nicht allzu sehr ins Naive gleitet – einnehmend.

Offizielle Homepage von Veras Kabinett

(Foto: Traumton)

John Wolf Brennan, Aarkady Shilkloper & Klanglabor updaten das Sennen-Ave, 9.10.2014, Tak, Schaan (FL)

Sennen-Ave-3956Wir sind nicht auf der Alm und es ist kein Senn da, der seinen allabendlichen Schutzruf für Vieh und Gesinde in die vier Himmelsrichtungen psalmodieren könnte. Auch Christian Zehnder, der krankheitshalber fehlt, kann nicht aushelfen. So kommt der Alpsegen von der Konserve – und weder ein prächtiger Blick in das Tal noch Naturgeräusch unterstützt die Erhabenheit, die im Akt des Betrufs steckt.

Spät setzt dann die Musik ein, langsam und leise plätschernd – produziert nach dem Konzept der experimentellen Musik, das sich besonders in den 80er-Jahren verbreitet hat: Alltägliche Produkte wie eine Kuchenform werden zur Klangerzeugung eingesetzt oder die Instrumente mit nicht für sie vorgesehenen Gegenständen bearbeitet. Beim Klanglabor wird einmal mehr die Gitarre mit einem Geigenbogen gespielt.

Als sich John Wolf Brennan und Arkady Shilkloper dazugesellen, wird die Arbeitsteilung klar: hier die Ruhe, dort die Kraft. Das Klanglabor wird weiterhin für den ruhigen Untergrund sorgen, während Brennan und Shilkloper solistisch brillieren. Auch Brennan macht das nach einem bekannten Konzept – dem präparierten Klavier. Doch wenn er die Klaviersaiten mit einem Faden zum Streichinstrument macht oder sie mit Schlägeln bearbeitet, geht es um die Klangerweiterung des Instruments und nicht um den Einsatz möglichst kurioser Klangerzeuger. Und er beweist damit – wie immer wieder auch Arkady Shilkloper –, dass man auch ohne ausgefallene Hilfsmittel virtuos und originell sein kann.

Der Alpsegen braucht kein Update. Man darf seine Aktualisierung genauso überflüssig finden wie so manches neue Feature eines Computerprogramms. Doch wenn Arkady Shilkloper bei der Zugabe die Melodie des noch einmal von Konserve eingespielten Sennen-Aves aufgreift und den Sprechgesang umspielt, kann man sich auch für das Nicht-Notwendige begeistern.

Bisherige Rezensionen zu Zehnder-Shilkloper-Brennan sowie zu Christian Zehnder im Blog und auf schallplattenmann.de

Offizielle Homepage von Arkady Shilkloper

Offizielle Homepage von John Wolf Brennan

Offizielle Homepage des leider verhinderten Christian Zehnder

Offizielle Homepage von Klanglabor

(Foto: TheNoise)

Alma, Freudenhaus, 12.9.2014, Lustenau (A)

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Begeisterung für den hohen Norden in eine eigene Komposition fließen und adaptieren Matthias Claudius‘ „Abendlied“ (in der Vertonung von Max Reger) genauso selbstverständlich wie den Jazzklassiker „Fly Me To The Moon“.

Der wilde Mix von geographischer Herkunft der Stücke und unterschiedlichen Stilen ist inzwischen üblich geworden. Das Quintett ist erfolgreich dabei, seine eigene Spielart zu entwickeln – zeigt aber auch, dass es erst am Anfang steht. Das Stilprinzip, tanzbare Stücke aus einem eher sperrigen Intro heraus zu entwickeln, wird ein wenig zu oft eingesetzt, redundante Instrumentalpassagen wirken nur gelegentlich suggestiv und immer wieder auch etwas langatmig, und solistischen Elementen dürften Alma auch mehr Platz einräumen.
Doch auch wenn Alma keineswegs so elegant swingen mögen wie Frank Sinatra und weniger mitreißend aufspielen als die Teufelsgeiger vom Balkan – ihre Bühnenpräsenz ist sympathisch und ihr Programm unterhaltsam. Ihre für eine Blaskapelle komponierte „Endholzner Feuerwehrtuschpolka“ bringen sie mit einer derartigen Verve, dass man keinen Blechbläser vermisst, und für die Umsetzung von Getratsche im Park lassen sie ihre Geigen lebendig zwitschern. Ein fast durchweg kurz gestrichener Bass vermittelt ebenso heimisches Volksmusikflair wie die Vokaleinlagen.

Noch leben Alma auch vom Charme der Jugend, der sich etwa in gelegentlich holprigen – aber gerade dadurch natürlich und authentisch wirkenden – Ansagen ausdrückt. Ein weiteres Album, das bald aufgenommen werden soll, wird die nächsten Schritte zeigen.

Offizielle Homepage von Alma

(Foto: TheNoise)

Bob Mould „Beauty & Ruin“

Bob Mould "Beauty & Ruin"

Bob Mould [rating=3] Angenehm rückwärtsgewandt

Man solle doch seine Freunde von früher auf dem Festnetz anrufen, forderte ein Kollege seine Leser auf, nachdem ihn das aktuelle Album von Echo & The Bunnymen an das gute alte Gestern erinnerte. Wenn keiner mehr drangeht, bietet sich „Beauty & Ruin“ zum Weiterhören an. Zwar gibt es die aus dem gleichen Zeitalter wie Echo & The Bunnymen stammenden Hüsker Dü längst nicht mehr aber Bob Mould, der sich damals mit Grant Hart das Songwriting teilte, ist nach wie vor unermüdlich – und auf „Beauty & Ruin“ deutlich rückwärtsgewandt.

Keine Frage, wer Bands wie den Pixies und Nirvana den Weg bereitet hat, darf das. Und dass man sich als Mittfünfziger im Angesicht des Bewusstseins der eigenen Mortalität ein wenig aufbäumt und jugendliche Frische herbeischrammelt, ist weder verwunderlich noch verwerflich.
Jetzt klingt Bob Mould also auch ohne die alten Mitstreiter (aber in der seit einigen Jahren bewährten Begleitung von Jason Narducy und Jon Wurster) wieder wie Hüsker Dü. Ob „I Don’t Know You Anymore“ oder „The War“ – Bob Mould ist melodiös und rau wie damals, als er die heftige Destruktivität des Punk aufgriff und mit eingängigen Melodien in harte, treibende Songs transformierte. Das entfaltet auch heute noch seine Wirkung, obwohl ihm die Energie fehlt, das ein ganzes Album lang durchzuhalten. Doch für schwache Songs wie „Forgiveness“ entschädigen solche wie das mit einem guten Schuss Neil Young aufgepeppte „Low Season“.

Und so hören wir auf „Beauty & Ruin“ nicht nur den Haudegen, der Bands wie den Foo Fighters und den Babes in Toyland den Weg gewiesen hat, mit „Low Season“ oder dem – leider schwachen, an The Clash erinnernden – „Let The Beauty Be“ verweist er auch auf die möglichen eigenen Wurzeln.

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(Foto: Cargo Records)